Spanien – Jahreswechsel 2021-2022 – Teil 4 – gen Norden bis ins neue Jahr

Dienstag 28.12.2021

Direkt nach dem Frühstück ging es zu einer nahe gelegenen Wanderung. Dafür mussten wir mit dem Fahrzeug nur eine kleine Nebenstrecke bis zu einem Parkplatz fahren. Dort stellten wir dann fest, dass dort keine Lücke mehr für uns vorhanden war. Unter anderem, weil dort ein großes Wohnmobil und zwei Kastenwagen, sowie mehrere Pkw standen. Es schien also ein beliebter Ausgangspunkt zu sein. Also fuhren wir ein kleines Stück zurück und fanden einen kleinen Schotterplatz am Wegesrand, wo wir getrost das Fahrzeug abstellen konnten.

Dann ging es zu Fuß hinunter zum Parkplatz und an den Fluss Rio Albaida. Der Weg führte parallel entlang bis zu einer Höhle La Cova Negra.

Zwischen Fluss und Pfad wuchsen so viele lange Sträucher, die teilweise über drei Meter hoch waren. Ich vermutete zunächst, dass es sich um Bambus handelt, doch es war eher eine Art Schilfgras, deren lange feste Stiele jedoch sehr an Bambus erinnerten.

Jule fand die Tour nicht so toll. Ob es an dem mit Schotter und Steinen gespickten Pfad oder an der Hitze lag, konnten wir nicht ausmachen.

Ganz anders hingegen die vielen Kletterer, die bei der strahlenden Sonne in den Felsen hing. Das erklärte dann auch die vielen Fahrzeuge am Parkplatz. Es war eine beliebter Kletter Hot Spot. Wir blieben „bodenständig“ und erreichten dann die Höhle. Ein Betreten war nicht möglich, da alles vergittert war. So blieb nur ein „Knastfoto“ zwischen den Stäben hindurch.

Ziel der Wanderung erreicht. Wir konnten umdrehen. Auf dem Rückweg legten wir noch eine Pause bei einem Picknickplatz mit Wiese ein und spielten mit dem Hund, der beim Anblick des Lieblingsspielzeuges wieder hellwach war.

Wir genossen dann noch einmal den Fluss aus der Nähe und Anja bestieg eine alte Mauer, um für ein Foto zu posieren. Naja – nicht ganz wie bei Germanys next TopModel – aber auch nicht schlecht.

Am frühen Nachmittag ging die Fahrt dann weiter Richtung Norden. Wir legten noch einen Halt in dem Ort Anna ein, wo es mehrere Wasserfälle „Gorgo de la Escalera“ geben sollte. Als wir zum Parkplatz kamen standen dort schon weitere Wohnmobile. Den Kennzeichen nach Belgier. Also musste es wohl touristisch interessant sein.

Gespannt gingen wir zunächst eine sehr steile und lange Treppe hinab in eine Schlucht. Hier erwartete uns spiegelglattes klares türkisfarbenes Wasser. Ein toller Anblick!

Dann ging es weiter zum „Wasserfall“, der dann eher einen nur 50 Zentimeter hohen Absatz überwand.

Das war ein wenig enttäuschend. Aber das Wasser in der Schlucht war Trost genug, so dass wir auf ein Bewandern der weiteren in der Gegend vorhandenen Wasserfälle verzichteten. Denn entgegen unserer Annahme konnte man nicht im Rundweg laufen, sondern musste jetzt erst einmal zurück zum Parkplatz und dann in weitem Bogen um den Ort herum. Das war uns nach der bisherigen Lauferei und Jules fehlender Energie zu viel.

Also machten wir noch ein Mittagspäuschen und fuhren dann erneut weiter in den Norden. Wir landeten letztendlich auf einem Stellplatz in Bicorp. Bei der Ankunft war eine Kette vor dem nett hergerichteten Areal gespannt. Aber ohne Schloss. So konnten wir die Kette abnehmen uns auf einen Platz stellen und dann erst einmal eine Bezahlmöglichkeit suchen. Bei der Kneipe vom angrenzenden Sportplatz wurden wir fündig und konnten das notwendige Ticket lösen, welches abends sogar kontrolliert wurde.

Da wir so schön alleine am Platz waren stellten wir die Stühle raus und ließen uns noch einmal von der Sonne verwöhnen. Zum Abendessen sollte es Gegrilltes mit Salat geben. Und als Anja so den Salat schnibbelte plötzlich ein Schmerzensschrei. In den Finger geschnitten. Da nun etwas Blut lief nahm das Drama seinen Lauf. Ich ging erst von einem Verlust des Fingers aus, doch es war nur eine zugegeben tiefe, aber dennoch nur eine Schnittwunde. Quasi kurz vor dem Verbluten gelang es mir ein Pflaster aufzukleben und ich bugsierte Anja in den Stuhl in die Sonne. Erst einmal Füße hochlegen. Scheinbar mag sie den Anblick des eigenen Blutes nicht so gerne, was dann zu leichtem Unwohlsein führt. Naja, so musste ich dann den Salat zu Ende zubereiten. Nach dem Essen und einem Glas Wein ging es Anja dann auch schon besser.

Die Nacht war dann nicht ganz so ruhig, denn die Kirchenglocke aus dem Ort musste alle 30 Minuten verkünden, dass sie noch bimmeln konnte. Das nervte dann ein wenig.

Mittwoch 29.12.2021

Das angesprochene Kirchengeläut war dann auch dafür verantwortlich, dass wir morgens recht früh aus dem Bett kamen und weiterfuhren. Über kleine kurvige Straßen ging es grob weiter Richtung Norden. Als wir gerade einen Platz für ein Päuschen suchten, trafen wir auf eine Parkfläche, an der uns einige Schilder darauf hinwiesen, dass in der Umgebung offenbar Dinosaurier Spuren gefunden wurden. So nutzten wir dann den Pausenspaziergang dazu uns die Sache näher anzusehen. Leider war das Gelände ungepflegt. Schilder waren außer am Parkplatz nicht mehr lesbar. Hier fehlte es etwas an der notwendigen Instandhaltung. Aber wir reimten uns ein wenig zusammen und sahen dann auch eine Art Fußabdruck eines etwas kleineren Dinos.

Die Weiterfahrt war dann wieder durch enge und kurvige Straßen mit beeindruckenden Ausblicken geprägt. Nachdem wir eine sehenswerte Brücke überfahren hatten, bot sich dahinter direkt ein Parkplatz für eine kurz Rast an. Zu Fuß wollten wir die Brücke noch einmal näher betrachten und nahmen den vorgesehenen Fußweg. Als ich noch so in die Landschaft vertieft war, schepperte es plötzlich gewaltig an meinem Ohr. Ich war aufgrund eigener Unaufmerksamkeit gegen einen Stahlträger der Brücke gelaufen. Mann tat das weh. Und hinter dem Ohr blutete es, da ich die Muschel offenbar massiv gegen die Brillenbügel gedrückt hatte. Eigene Dummheit – warum schaue ich auch nicht nach vorne, sondern bewundere die Gegend. Mir war dann auch kurz etwas schwummerig, so dass ich langsam den Rückweg zum Auto antrat und mich erst einmal in den Schatten setzte.

Nachdem wir uns alle erholt hatten, ging es weiter. Immer noch kurvige enge Straßen, die jedoch einen LKw Fahrer nicht davon abhielt immer dichter aufzufahren, so dass ich bei nächster Gelegenheit Platz machte, um ihn vorbei zu lassen. Mir war zwar klar, dass wir wegen dem Hund recht langsam fuhren – aber mit einem Sattelzug bei den engen Kurven und drohendem Gegenverkehr so rasch zu fahren, hätte ich mich nicht getraut. Aber es war für uns ja auch Urlaub und nicht Arbeitsalltag.

Ein weiterer Abschnitt war eher eine Art „Hochplateau“, von wo man wirklich tolle Ausblicke auf die Landschaft hatte. Grüne sanfte Hügel und nahezu keine Bebauung in Sicht.

Das Navi vermeldete dann plötzlich, dass wir von der Teerstraße auf Schotter abbiegen sollten. Und da ich ja auf die Frauen(stimmen) höre, machte ich es so. Zunächst war es auch eine reine Schotterpiste, die dann jedoch zu einem Waldweg wurde. Immer enger standen die Bäume, bis es dann sogar in Serpentinen ziemlich steil bergauf ging. Anja überprüfte immer wieder die Strecke und verglich es mit anderem Kartenmaterial. Die Wege gab es tatsächlich. Und da das eingebaute Ford Navi die Route auch kannte, musste es wohl richtig sein. Außerdem hatte ich richtig Spaß am Offroad fahren. Wir mussten an einigen Stellen sogar die Untersetzung einlegen. Wäre wohl nichts für normale Straßen PKW gewesen.

Und so kamen wir quasi durch die Hintertür bis zur Ortschaft Benageber, wo wir es uns auf dem nett hergerichteten Stellplatz gemütlich machten. Insgesamt war der Ort recht sauber und gepflegt. Am Marktplatz im Ort gab es als Touristinfo sogar eine total moderne und schicke Infosäule mit Touchscreen und Infos in diversen Sprachen. Das wirkte neben den alten Gebäuden auf dem Marktplatz zwar etwas anachronistisch, war aber für Besucher recht hilfreich.

Dinospuren gesehen, offroad gefahren, Abendsonne und sogar eine Dusche am Stellplatz – ein perfekter Reisetag! Wenn da nicht die Kirchenglocken wären. Die störten diesmal aber nicht so sehr und da wir alle drei erschöpft waren blieben wir über Nacht.

Donnerstag 30.12.2021

Unsere Fahrt ging zunächst weiter am Stausee Embalse de Benageber entlang. Hier befanden sich alte Gebäude, die sicherlich der Elektrizitätsgewinnung per Wasserkraft dienten. Dazu noch ein toller Tunnel und ein wunderschöner Ausblick auf den spiegelglatten Stausee. Ein toller Start in die heutige Etappe.

In Cuenza unterbrachen wir kurz die Fahrt, um noch einmal Lebensmittel für den Jahreswechsel einzukaufen. Dies führte dazu, dass wir natürlich quer durch die Innenstadt fahren mussten. Spanier, die in letzter Minute noch einkaufen wollen, zweispurige Kreisverkehre, diverse Zebrastreifen und Bremsschwellen machten die Fahrt nicht gerade entspannter – aber am Ende hatten wir alles beisammen.

Da wir dann auf der Weiterfahrt bei einem Stellplatz bei einem Bio Landwirt vorbeikamen, wollten wir uns dieses spanische Pendant des hiesigen „Landvergnügens“ einmal genauer ansehen. Die Zufahrt war schon einmal vielversprechend. Schön schmal und geschottert. Durchzogen mit Pfützen und Schlaglöchern. Genau richtig für unser Fahrzeug. Am Gelände angekommen wurden wir direkt von mehreren Wachhunden lautstark begrüßt. Das Tor war offenkundig auch verschlossen und so fuhren wir kurzerhand weiter. Freilaufende Wachhunde und Jule, die zum Gassi aus dem Auto muss – keine so gute Idee bei unserer kleinen Terror Töle.

Als Alternative fanden wir dann in Una einen Stellplatz. Hier war zwar kein Personal anzutreffen, aber nach einem Telefonat war geklärt, dass wir bleiben durften. Es würde eventuell am Abend oder nächsten Morgen jemand vorbeikommen, damit wir zahlen könnten. Also machten wir es uns in der Abendsonne bei frostigen Temperaturen gemütlich und grillten noch einmal genüsslich. Die sternenklare Nacht brachte tiefe Temperaturen mit Frost, aber auch tolle Ausblicke auf den Sternenhimmel. Und hier hörten wir keine Kirchenglocken, so dass es eine sehr erholsame Nacht wurde.

Freitag 31.12.2021

Da am Vorabend und auch am Morgen niemand zum Kassieren kam, entrichteten wir die Gebühr im Briefkasten und hofften auf das zeitnahe Auffinden durch die Betreiber.

Wir fuhren zunächst zu einem nahegelegenen Park namens Ciudad Encantada. Hier sollte man für ein kleines Eintrittsgeld tolle Felsformationen bewundern können. Leider war entgegen der Internetrecherche geschlossen, so dass wir unverrichteter Dinge wieder fahren mussten.

Das nächste Ziel war dann eine Wanderung bei Huelamo. Nachdem wir einen guten Abstellplatz für das Fahrzeug gefunden hatten, ging die Wanderung zunächst über einen kleinen Schotterweg und dann über Wiesen. Die Kennzeichnungen waren an Holzpfählen befestigt und so musste man in der Ebene von Pfahl zu Pfahl navigieren, bis wir ein felsiges Gebiet erreichten. Hier war es dann ein kleiner schmaler steiniger Weg, der bergan führte. Im Hintergrund konnte man schon die bizarren Felsformationen sehen, die toll von der Sonne angestrahlt wurden.

Als wir an dem Punkt ankamen, wo es entweder direkt zurück oder aber weiter auf die längere 9 Kilometer Tour ging, entschieden wir weiter zu gehen. Das Wetter war angenehm warm und der Hund zeigte noch keine Schwäche.

So ging es quasi am Fuße der Felsen und an einem Fluss entlang weiter. Zweimal mussten wir den Fluss queren, was mit ein wenig Geschick, Balancieren und Abstützen mit einem Stock auch trockenen Fußes gelang. Jule war da pragmatischer und nahm einfach die nassen Pfötchen in Kauf. Aber wir hatten halt keine Lust stundenlang mit nassen Schuhen zu laufen.

Der Waldweg wurde alsbald zu einem schmalen Felsweg, der auch noch unschön bergan führte. Zudem waren wir nun der prallen Sonne ausgesetzt, so dass es immer anstrengender und die Pausen häufiger wurden. Als wir dann den Scheitelpunkt des Rundweges erreicht hatten ging es dann endlich im Schatten langsam auf Waldwegen bergab. Zum Ende der Wanderung lief man noch einmal durch felsiges Gebiet, bis man schließlich auf einem Lehmweg ankam, der zurück zum Ausgangspunkt führte. Hier war die Sonne wieder sehr präsent, so dass dieses dann eher eintönige Stück noch etwas Motivation für den Hund durch Leckerlies bedurfte. Insgesamt eine schöne Wanderung, auch wenn wir jetzt ein wenig geschlaucht waren. Also nur noch ab zu einem möglichst ruhigen Platz, an dem kein Geböller zum Jahreswechsel den Hund verschreckt.

Es wurde dann ein offizieller Stellplatz, der jedoch bei mehr oder weniger verlassenen Gebäuden bei Vega del Codorno lag. Nicht die schönste Idylle – aber ein ebenerdiger offizieller Stellplatz, der sogar Wasser und Entsorgung besaß und kostenlos genutzt werden konnte. Für das Wasser müsste man im Ort Jetons kaufen. Aber da wir unsere Vorräte ja ergänzt hatten, bestand kein Bedarf. So bauten wir rasch auf, um uns dann in die Sonne zu setzen. Hier war es dann derart heiß, dass man es nach 5 Minuten schon nicht mehr aushielt. Also rüber in den Schatten vom Auto. Doch hier musste man direkt wieder lange Klamotten anziehen, weil es ohne Sonne einfach zu kalt war. So spielten wir ein paar mal „Sitzplatz Wechsel dich“, bis die Sonne untergegangen war und es dauerhaft kalt wurde. Der über Nacht angesagte Frost würde sicherlich kommen.

So begingen wir den Jahreswechsel dann bei sternenklarem Himmel und wieder einmal, aufgrund der Einsamkeit und fehlendem Lichtsmog, tollen Ausblicken auf die Milchstraße und den Sternenhimmel. Feuerwerk haben wir nicht richtig wahrgenommen. Einzelne Böller oder aber Gewehrschüsse von Jägern waren die einzigen Laute, die uns aufhorchen ließen.

Happy New Year!

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