Boot

Urlaub Mai 2015 Teil 6 Mecklenburgische Seenplatte Bootstour

Bootstour Montag 11.05.

Der Montag begann mit einem früheren Aufstehen, da der Schwiegervater mit mir eine Bootstour machen wollte. Man konnte bequemerweise direkt vom Campingplatz aus einen entsprechenden Bootsverleih kontaktieren, der dort auch die Schiffe vor Ort hatte. Nach einer telefonischen Nachfrage wurde uns als frühester Leihzeitraum 10:00 Uhr benannt. So machten wir uns nach dem gemeinsamen Frühstück zusammen mit den Frauen auf dem Weg zum Anleger und trafen dort auch pünktlich den Vermieter an. Nachdem der Schwiegervater die Formalitäten mit dem Bootsführerschein geklärt hatte, gingen wir zu dem auserkorenen Wassergefährt. Es war ein schnittiges Motorboot mit der höchsten mietbaren Leistung von 70 PS. Verglichen mit einem PKW klingt dies lächerlich. In Anbetracht des geringen Gewichtes und wenn man bedenkt, dass das Segelboot der Eltern früher bei wesentlich höherem Gewicht gerade mal 12 PS hatte, war das jedoch recht beeindruckend. Es folgte eine kurze Einweisung und wir Männer begaben uns an Bord. Die Frauen wollten als Alternativprogramm zu Fuß nach Waren und dort ein wenig bummeln gehen. Der Vermieter half noch rasch beim Leinen losmachen und der Ritt auf der Kanonenkugel konnte beginnen. Der Schwiegervater war zuletzt eher mit Motorbooten der Familienklasse für Rundtouren und gänzlich unterschiedlichem Aufbau vertraut, so dass der kleine Flitzer mit dem starken Außenborder nicht ganz erwartungsgemäß reagierte. Hinzu kamen die immer wieder auftretenden Windböen, so dass das „Ausparken“ beziehungsweise Ablegen aus dem Hafen schon ein Abenteuer für sich war.

Bootstour
Blick vom Wasser

Nachdem wir den Hafenbereich nach ein paar, von Land aus sicherlich merkwürdig anmutenden Manövern verlassen hatten, und eine gleichmäßig langsame Vorwärtsfahrt eingelegt hatten, fiel die Anspannung vom Schwiegervater merklich ab. Die vorherigen Manöver hatten viel Nerven gekostet und Zweifel an dem eigenen seemännischen Können aufkommen lassen. Ich half rasch beim Suchen der entsprechenden Tonnen, um die Einfahrt von der Binnenmüritz Richtung Kölpinsee nicht zu verpassen. Ich bemerkte schnell, dass das Navigieren auf Seen und Kanälen nicht mit der Segelei auf der Ostsee vergleichbar war. Zunächst suchte ich den bei mir bekannten Segelbooten standardmäßig vorhanden Kompass vergeblich. Man musste also entweder die Tonnen suchen oder entsprechende Landmarken als Hilfsmarkierung wählen. Hinzu kamen die diversen zu beachtenden ausgelegten Fischernetze, die nur durch kleine Holzpfähle oder manchmal kleine Fähnchen auf sich aufmerksam machten. Nachdem der Stichkanal von der Müritz zum Kölpinsee erreicht war wurde die See aufgrund der geschützten Lage des Kanals sofort merklich ruhiger, fast schon Spiegelglatt im Gegensatz zu dem Wellengang auf dem windgepeitschten See.

Natur
Gänse

 

In dem Kanal war das Rechtsfahrgebot zu beachten und wir passierten einigen Gegenverkehr. Für mich war das noch nichts und ich überließ das Steuer gerne dem Skipper. Er hatte sich dann recht rasch an das andere Manövrierverhalten gewöhnt und kam nun wesentlich besser mit dem Boot zurecht. So konnten wir dann auch den Blick auf die diversen Wasservögel und die Uferböschung richten und die Natur genießen.

Nach Passieren des Kanals kamen wir auf den Kölpinsee, wo der Wellengang sofort stärker wurde. Demzufolge wurde auch das Suchen der Tonnen wieder ein wenig anstrengender. Der Schwiegervater hatte ein recht gutes Wasserhandbuch dabei in dem die Tonen und Bezeichnungen, sowie Landmarken eingezeichnet waren, so dass man zusammen mit dem Fernglas, eben jenem, welches wir am Vortage getestet hatten, gute Chancen hatte den Kurs zu bestimmen und zu halten.

Der Skipper übergab mir das Steuer und ich versuchte mich mit dem Motorboot anzufreunden. Wieder musste ich feststellen, dass es etwas gänzlich anderes ist mit einem Segelboot an der Pinne oder auch dem Steuerrad die Kräfte des Windes in den Segeln zu spüren und gegenzuhalten. Das Motorboot war eher ein Spielball des Windes und der Wellen. Kleine Bewegungen am Steuer reichten aus, um vom Kurs abzuweichen. Mein zunächst hektisches Gegenlenken führte dazu, dass wir sofort in die entgegengesetzte Richtung vom Kurs abkamen. Es dauerte eine geraume Zeit, bis ich mich an die Steuerung gewöhnt hatte. Dann ging es erstaunlich gut und war auch recht angenehm zu fahren. Nach der Durchquerung des Kölpinsees gelangten wir über einen weiteren kleinen Kanal in den Fleesensee, der dann zum Malchower See wurde. Rechtzeitig vor dem Kanal gab ich das Steuer wieder in die erfahrenen Hände des Schwiegervaters, da ich mir ein enges Manövrieren nicht zutraute. Geradeausfahren und ein wenig Gasgeben und Gas wegnehmen sind eine Sache, das Boot bei Gegenverkehr nahe an die Uferböschung zu fahren, eine ganz andere.

Bootsfahrt
Malchow Drehbrücke

Langsam näherten wir uns Malchow mit der bekannten Drehbrücke.

Da die Brücke nur zur vollen Stunde öffnet und wir ein wenig vor der Zeit waren, mussten wir uns, wie manch andere Boote auch, entsprechend vor der Brücke auf Warteposition begeben. Der Wind und die Strömung trieben das Boot immer wieder ab und machten einige Korrekturen notwendig. Endlich wurden die Lichtzeichen zum baldigen Öffnen der Brücke gegeben. Als die ersten Boote durchfuhren sah ich schon, wie manche Passagiere und Skipper etwas zum Brückenwärter hinaufwarfen. Dr Schwiegervater klärte mich auf, dass normalerweise jemand dort mit eine Art Klingelbeutel am Stock entsprechende Spenden der Boote entgegennahm. Der Schwiegervater hatte eine Münze parat, die ich hinaufwerfen sollte, da hier keine andere Möglichkeit bestand das Geld loszuwerden. Dabei wäre es so einfach ein Säckchen am Stock bereit zu halten. Und so kam es, wie es kommen musste, ich warf und traf…. das Brückengeländer. Das Geld versank unter der Brücke und ich rief dem Brückenwärter noch zu, dass es auf der Rücktour hoffentlich besser liefe. So fuhren wir von weiteren Schiffen begleitet weiter.

Ab Malchow begann der Petersdorfer See, den wir ja bereits zuvor einmal bei einer Wandertour umrundet hatten. Von Seeseite sah alles jedoch noch einmal gänzlich anders aus. In Lenz angekommen mündeten wir in den Plauer See ein. Wir durchquerten diesen bis zur Ortschaft Plau, wo wir uns kurz beratschlagten, wie es weitergehen sollte. Ab Plau folgte eine Schleuse und die Uhrzeit war auch entsprechend fortgeschritten. Das Boot musste um 18:00 Uhr wieder abgegeben werden. So genossen wir eine kurze langsame Fahrt durch den Hafen, mussten noch einem dort drehenden Ausflugsschiff ausweichen und begaben uns wieder in das offene Gewässer des Plauer Sees. Etwas abseits der normalen Schiffahrtsrouten legten wir das Boot in den Wind, ließen uns treiben und beschlossen eine Mitagspause einzulegen. Danach prüften wir noch schnell den Stand der Spritbehälter und gaben dem kleinen Boot dann einmal kurz die Sporen. Der Motor konnte mal zeigen, was er drauf hatte und so schossen wir förmlich über die Wellen. Als wir dem Ufer näher kamen, drosselten wir wieder die Geschwindigkeit und fuhren in normalerem Touristentempo langsam zurück. Der Himmel hatte sich zwischenzeitlich bedeckt und man merkte den neu aufgekommenen Wind bereits am Wellengang.

Boot
Schleuse

Auf dem Rückweg ging zunächst wieder die Suche nach der Markierung und Betonnung des Fahrwassers los. Nachdem wir dann erfolgreich wieder Lenz passiert hatten und Richtung Malchow vordrangen, sagte uns ein Blick zur Uhr, dass es eventuell knapp mit der nächsten Brückenöffnung werden würde. So kam es dann auch und wir mussten diesmal etwa 45 Minuten totschlagen, was die geplante Dauer der Bootstour ein wenig verlängerte. Zunächst suchten wir eine Anlegemöglichkeit. Nachdem die Suche jedoch lange erfolglos blieb, entweder waren es Privatanleger oder Anlegestellen von Fahrgastschiffen, gaben wir es auf und ließen uns wieder treiben. Hinsichtlich meiner ersten Wurferfahrung wusste ich nun, was mich erwartete und so hielt ich schon einmal eine neue 2 Euro Münze parat. Die Signale der Brücke wurden gegeben und zunächst durfte der Gegenverkehr passieren. Dabei konnte ich bereits diverse andere Fehlversuche beobachten, wie Menschen verzweifelt versuchten Münzgeld auf die Brücke zu werfen. Oftmals ebenso erfolglos wie ich Stunden zuvor. Zu meiner Freude gelang es mir dann schließlich das Geld auf die Fahrbahn der Brücke zu werfen. Die Schmach vom Vormittag war ausgemerzt.

Die weitere Rückfahrt verlief dann unspektakulär. Wir wechselten uns beim steuern ab, bis der Heimathafen in Sicht kam. Der Schwiegervater war wieder gefordert, da ich mir selbst ein Anlegemanöver nicht zutraute und er selbst nach eigenen Aussagen nochmal sein Können testen wollte. Der leicht missglückte Ablegeversuch war ihm noch in Erinnerung und er wollte sich selbst beweisen, dass es besser ging. Wir fuhren langsam ins Hafenbecken und der Vermieter kam schon herbei um zu unterstützen. Letztlich gelang es nach zwei Versuchen das Boot sicher anzulegen und zu vertäuen. Nun wurden noch schnell die Formalitäten erledigt. Der tatsächliche Spritverbrauch wurde gesondert berechnet und machte mir nochmals deutlich, wie teuer der kleine Ausflug tatsächlich war. Eine Bootstour sollte vorher schon durchgerechnet werden, ob es einem der Spass wert ist. Die Frauen warteten schon vor dem Wohnwagen und Wohnmobil und nach einer erfrischenden Dusche gingen wir noch gemeinsam zum Abendessen in das Restaurant des Campingplatzes. Anschließend räumten wir unser Wohnmobil noch auf. Dabei fiel uns auch noch ein wenig Geschirr zum Abwaschen in die Hände. Meine Frau wollte mit dem Abwasch das Fahrzeug verlassen und trat dann mit einem Fuß in ein Loch neben dem Tritt, knickte um und legte sich mitsamt Geschirr lang. Wie sich später näher herausstellen sollte, war der Knöchel wohl verstaucht. Der Abwasch wurde trotzdem erledigt und die Schmerzen kamen erst später nachdem der Knöchel auch entsprechend angeschwollen war.

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