Urlaub Schweden 2020 Tag 31 bis 33

23.10.2020 die kälteste Nacht und eine misslungene Wanderung

Wir hatten eine ruhige und warme Nacht verbracht. Doch als wir die Tür der Büchse öffnen wollten, brauchten wir erst einmal etwas mehr Kraft. Die Tür war eingefroren. Einige Stellen am Klappdach, wo sich sonst Schwitzwasser sammelt, waren nun mit Eis bedeckt. Es war offenbar kalt geworden. Zum Aufstehen hatten wir dann tatsächlich -12 Grad. Laut den Betreibern war die Tiefsttemperatur in der Nacht sogar bei -15 Grad. Ein echter Härtetest für unser Gefährt.

Kleinere Nebeneffekte waren der gefrorene Abwasserkanister, die völlig vereisten Trittbretter und Scheiben vom Fahrzeug. Doch glücklicherweise startete der Motor direkt beim ersten Versuch. Er lief gefühlt die ersten Sekunden etwas „unrund“, was sich aber rasch wieder gab. Die Frontscheibenheizung kämpfte gegen die Vereisung an und so dauerte es ein paar Sekunden länger, bis wir losfahren konnten.

Bei tollen verschneiten Straßen begaben wir uns zum Björnlandet Nationalpark. Hier hatten wir eigentlich auf Wanderungen gehofft. Die Zufahrtswege waren auch geschoben worden, so dass wir erwarteten zumindest kleinere Touren absolvieren zu können. Doch als wir am Parkplatz ankamen versanken wir direkt auf den ersten Metern im Schnee.

Hier lag die weiße Pracht schienbeinhoch auf den Pfaden beziehungsweise aus Jules Sicht bis über Ihren Bauch. Da wir diese Bedingungen dem Tier und unseren nur knöchelhohem Schuhwerk nicht zumuten wollten, gingen wir zunächst die Zufahrtsstraße entlang. Bei einem weiteren Einstieg in eine andere Wanderrunde probierten wir noch einmal unser Glück. Hier lag der Schnee nicht ganz so tief. Aber leider war es ein Moorpfad mit Holzbohlen, die sich unter dem Schnee versteckten. Ein kurzer Tritt neben die Bretter fiel dann testweise direkt ins Wasser. Denn das Moorwasser war zwar von Schnee bedeckt, der Untergrund jedoch nicht tragfähig gefroren. Hier kämen wir also auch nicht weiter. So wurde es dann nur ein Auf-und Ab-Ausflug auf der Zufahrtsstraße.

Schnee in dieser Höhe ist irgendwie hinderlich für Wanderungen. Aber aus Deutschland kannten wir diese Schneemengen auch nicht, so dass wir dies gar nicht so im Fokus hatten. Aber nun stand der Entschluss fest. Wir mussten weiter in den Süden zu weniger Schnee und höheren Temperaturen wechseln.

Das nächste Etappenziel war dann der Skuleskogen Nationalpark. Beim Südeingang fanden wir sogar einen offiziellen Parkbereich für Wohnmobile, den wir dankbar annahmen. Bei Lagerfeuer und dem leckeren Glögg beendeten wir den Tag bei Plusgraden.

unser Maskottchen ist natürlich auch immer dabei!

24.10.2020 eine der anstrengendsten aber auch schönsten Wanderungen

Zum Frühstück herrschten draußen 2 Grad Plus, so dass wir doch lieber im Inneren der Büchse speisten und uns dann aufgrund des angekündigten schönen Wetters auf eine Wanderung begaben. Wir wollten eine Rundtour bis hin zur Schlucht Slattdalsskrevan und zurück über den küstenseitigen Weg wandern. Da leider die Streckenangaben in dem Plan des Nationalparks fehlten, hatten wir keine exakten Angaben zur Länge. Geschätzt und nach eigenem Handy Kartenmaterial müssten es aber so zwischen 8 und 12 Kilometer werden. Nach den bisherigen Erfahrungen also kein Problem für uns oder den Hund.

Zunächst begann der Weg dann gleich wieder mit einem Bohlenweg. Leider war dieser teilweise noch mit Rauhreif bedeckt und stellenweise recht glatt. Obwohl auch Jule manchmal eines ihrer Beinchen etwas wegrutschte, hinderte es sie nicht daran stürmisch voran zu laufen. Wir stöckerten etwas unbeholfen hinterher, um nicht auszurutschen und sagten uns, dass das bestimmt bald besser wird und uns der Waldboden erwartet. An manchen Stellen konnte man auch besser neben den Bohlen laufen, da hier entsprechende Pfade eingelaufen waren und der Boden trocken fest und nicht matschig war. Da fragte man sich schon, weshalb überhaupt die Bretter angebracht waren.

Leider gab es aber dann auch Stellen, wo man nicht ausweichen konnte und gezwungen war auf den Bohlen zu laufen. Und so geschah es dann, dass ich mich unvermittelt auf der Seite liegend auf den Brettern wiederfand. Mist – auf einem glatten vereisten Stück ausgerutscht und ungünstig auf die Seite gefallen, so dass ich mir den eigenen Ellenbogen in die Rippen gedrückt hatte. Offene Wunden waren nicht zu sehen und der Schmerz in Lunge und Rippen war auch erträglich. Die Beine würden vermutlich morgen blau und grün vom Bluterguss aussehen, ließen sich aber normal bewegen. Die Aussicht das bisherige Stück Bretterweg wieder zurück zu laufen war dann auch nicht gerade verlockend, so dass wir beschlossen weiterzugehen. Nur halt noch vorsichtiger.

Es folgten noch diverse Stellen mit den Holzbohlen, daneben aber auch schöne Waldabschnitte auf kleinen Pfaden und auch wieder Geröllfelder.

und der Hund ist schon fast oben, wenn wir noch die Lage auskundschaften

Am Ende eines der Felder ging der Weg dann in ein Moor über. Hier lagen dann wieder Holzbretter, die jedoch an einigen Stellen bereits leicht ca. 1 bis 2 cm unter Wasser lagen. Naiv wie wir waren dachten wir, dass es schon klappen würde. Wir hatten ja auch vorsorglich beide unsere wasserdichten Socken an. Also langsam voran. Der Hund wollte die ersten Meter dann auch nicht wirklich die Pfötchen nass machen und so war ich recht dicht hinter Jule, was dazu führte, dass an einigen Stellen nicht nur mein Gewicht, sondern auch die paar Kilos des Hundes auf den Holzbrettern lasteten, was diese mit weiterem versinken im Wasser quittierten.

Anja folgte mit etwas Abstand, konnte aber ebenfalls nicht verhindern, dass die Bretter der Schwerkraft folgten. Am anderen Ufer mussten wir dann beide erst einmal unsere Schuhe ausleeren, die mit eiskaltem Moorwasser vollgelaufen waren. Dank der Socken blieben die Füße trocken, aber die äußere Schicht der wasserdichten Socken war trotzdem nass und gab die bestehende Kälte weiter an die nassen Schuhe und die Füße weiter. Also rasch weiter, damit wir nicht frieren.

Als wir noch so dasaßen und uns trockenlegten kamen einige Schweden, die eine Alternativroute über ein Geröllfeld gefunden hatten und nicht die Stege nutzen mussten, grinsend und trockenen Fußes an uns vorbei. So ein Mist. Hätten wir die mal lieber vorlaufen lassen. Aber wir selbst hatten keine anderen Pfade übers Moor gefunden.

beeindruckende „Findlinge“ am Felsentor

Der weitere Weg führte dann über weitere schmale Pfade langsam bergan. Hinter einer Biegung kamen wir dann zu einem „Felsentor“, wo ein großer Gesteinsbrocken zwischen zwei „Wänden“ eingeklemmt war. Hier mussten wir ein wenig mehr kraxeln, um dorthin zu gelangen, da die Felsblöcke immer höher wurden. Aber auch hier war Jule wieselflink dabei und hopste einfach hoch, so dass wir uns von ihr die vermeintlich einfachste Route abschauen konnten. Schon kurz danach kamen wir dann zur Schlucht, die wirklich imposant und atemberaubend war. Wir standen am oberen Ende und der weitere Weg führte hinab und hindurch. Wirklich beeindruckend.

Es begann mit einer kleinen Treppe, die die ersten Meter erleichterte bevor man sich eigenständig über die Felsen hangeln musste. An den Wänden der Schlucht waren dann aufgrund der Temperaturen direkt auch Eiszapfen entstanden und das Schmelzwasser tropfte langsam herab und bildete auch unten auf den kalten Steinen teilweise kleine Eisflächen. Also wieder vorsichtig und lieber etwas langsamer, aber dafür ohne weitere Stürze.

die Schlucht bedarf keiner Worte….einfach unglaublich

Das Ende der Schlucht mündete dann in ein Granitplateau, von wo man tolle Weitblicke genießen konnte.

Für uns ging es dann an einem gut frequentierten See vorbei weiter. Auch hier gab es leider immer wieder glatte Stellen auf den Felsen, so dass wir nur langsam vorankamen. Als unser Pfad dann in einen Waldweg mündete ging es wieder etwas flotter voran. Doch hier gab es trotz matschiger und nasser Stellen oftmals keine Bretter. Komisch. Es lagen Stege dort, wo man sie nicht brauchte und sie fehlten dort, wo sie wichtig gewesen wären. Beispielsweise bei Bachquerungen, wo wir nur mit neuerlichem Wassereinbruch in den Schuhen hinüberkamen.

Als wir zurück am Parkplatz waren hatten wir dann auch wirklich durchgefrorene Füße. Da wir für die rund 11 Kilometer dann letztlich zwischen 4 und 5 Stunden gebraucht hatten, stand uns der Sinn nicht mehr nach Weiterfahrt. Die letzte Entscheidung sollte dann der Füllstand unserer Bordbatterie treffen, denn die Nacht ohne ausreichend Strom für die Heizung zu verbringen war auch nicht verlockend. Dankbar registrierten wir eine entsprechend beruhigende Prozentzahl am Batteriecomputer und ließen uns auf eine weitere Nacht an dem Stellplatz ein. Aber die Schlucht war wirklich die Strapazen wert!

Was haben die nur immer? Jetzt musss ich schon wieder warten.

25.10.2020 Glatteis verändert unsere Pläne und wir besuchen einen tollen Wasserfall

Zum Aufstehen erwartete uns zwar nasskaltes Wetter, dennoch hatten wir geplant zum Westeingang des Nationalparks zu fahren, um von dort eine kleine Wanderung zu machen. Als wir den Abzweig von der Hauptstraße erreicht hatten sollte es auf einer Schotterstraße weitergehen. Aufgrund einer Kurve trat ich nur leicht aufs Bremspedal und sofort quittierte das Auto den Bremsversuch mit Eingriff durchs ABS. Ungeachtet des Helferleins rutschten wir immer weiter voran, kamen aber noch vor dem Abrutschen in den Graben zum Stehen. Puh – so glatt war es noch nie.

Und das bei Plusgraden. Und keine 100 Meter vorher auf der Hauptstraße war keine glatte Stelle. Der Schotterboden musste im Gegensatz zum Asphalt so ungünstig durchgefroren sein, dass sich eine eisige Oberfläche gebildet hatte. Im Rückspiegel sah ich dann ein Fahrzeug herannahen, dass unser Manöver jedoch rechtzeitig mitbekommen hatte und langsamer wurde. Ich versuchte an den Rand zu fahren, um den Anderen vorbei zu lassen. Doch dieser hatte rasch gewendet und war bereits wieder verschwunden. Guter Plan. Das wollten wir nun auch machen und tasteten uns langsam rückwärts, bis wir eine ausreichend breite Stelle zum Wenden fanden.

So hieß es rasch ein anderes Ziel finden. Da unser Auto den niedrigen AdBlue Füllstand bemängelte, suchten wir rasch im Internet eine Tankstelle mit Verkaufsraum heraus, wo man diesen tollen Zusatz auch käuflich erwerben konnte. Und dann ab über die E4 Richtung Tankstelle.

Auf dem Weg dorthin konnten wir an einem großen Rastplatz sogar noch unser Frischwasser auffüllen. Hatten wir schon die tolle Infrastruktur in Schweden erwähnt? Frischwasser, Toiletten, und Toilettenentsorgung waren nie ein Problem.

Die ausgesuchte Tankstelle hatte dann auch wirklich AdBlue in Kanistern vorrätig, so dass wir erstmals das Fahrzeug mit AdBlue aus dem Kanister betankten. In Deutschland hatten wir bislang nur die Zapfsäulen genutzt. Aber Kanister klappte auch Problemlos. Nur, dass das Auto die Warnanzeige nicht zurücksetzte. Aber manchmal dauert es ja etwas und 5 Liter müssten ja erst einmal reichen.

endlich mal ein großer Wasserfall, den wir nicht nur im Nebel sehen können

Die Weiterfahrt sollte uns dann zum Wasserfall Västanafallet bei Viksjö führen. Hier kamen wir im Niesel an und mussten beim Aussteigen bereits feststellen, dass der Parkplatz stellenweise ebenfalls noch vereist war. Na toll. Da dachten wir aus dem Schnee heraus und in der Wärme angekommen zu sein und dann das. Aufgrund der Wegeverhältnisse machten wir nur rasch einige Fotos und fuhren dann wieder weiter. Irgendwo muss es ja wärmere Gefilde geben.

Bei einer Pause in Sörfors machten wir dann einen längeren Spaziergang. Am Sportplatz konnte man parken und dann eine gut ausgeschilderte Runde auf breiten Wegen laufen. Eine schöne Abwechslung zu den übrigen Kraxeleien.

Danach fuhren wir noch ein Stück in den Süden und fanden unseren Schlafplatz an einem Picknickplatz am See.

, ,
Vorheriger Beitrag
Urlaub Schweden 2020 Tag 27 bis 30
Nächster Beitrag
Urlaub Schweden 2020 Tag 34 bis zum Ende – und Statistik

Ähnliche Beiträge

Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.