26.08.2019 ein gefräßiger Hund

Heute ging die Alpen-Tour mit Abenteuer4x4 dann richtig los. Zunächst mussten wir über geschwungene Teerstraßen und unter Beachtung diverser in den Kurven überholender Motorradfahrer zunächst den „Einstieg“ zur Serpentinenstraße erreichen. Dann ging es in einer kleinen Ortschaft auch direkt auf eine Serpentinenstrecke Richtung Colle delle Finestre. Das Navi zeigte so viele Schlangenlinien an, dass einem schon beim Hinsehen schwummerig wurde. Aber da es auf geteerten Wegen hinauf ging, war es dann doch auch für den Hund gar nicht so schlimm.

Gegenverkehr wurde per Funk rechtzeitig weitergegeben, so dass wir immer eine Stelle fanden, um auch an den Rand fahren und den anderen Verkehr passieren zu lassen.

Beeindruckend fanden wir auch die vielen Mountainbiker, die sich nicht mit e-Bikes, sondern mit purer Muskelkraft auf diesen strapaziösen Weg machten. Hut ab. Wir hatten ja nur am Lenkrad zu kurbeln.

Serpentinen
So macht fahren Spaß!

Beim Anfang der Assietta Kammstraße machten wir ein kleines Päuschen, bevor es dann hinaus aus dem bewaldeten Gebiet in weite Landschaften und auf Schotterpisten weiter ging. Hier gab es wirklich tolle Ausblicke auf das unbeschreibliche Panorama. Als Fahrer hatte man zwar nicht ganz so viel Zeit diesen Anblick zu genießen, aber durch diverse Kurven und langsameres fahren konnte man auch so genug von diesem Panorama in sich aufsaugen.

Nicht nur der Ausblick in die Ferne war beeindruckend. Ebenso die Kühe und Rinder, die auf einmal hinter der nächsten Kehre auf der Straße standen. Diese tief entspannten Viecher waren den Verkehr gewohnt und machten langsam und gemächlich Platz für die Fahrzeuge.

Kangal
Räuber!

Zur Mittagsrast fanden wir uns am Testa dell’Assietta am Gipfel ein. Ein freilaufender Hirtenschutzhund beäugte Neugierig unsere Gruppe, brachte Jule aufgrund seiner schieren Größe in Panik und zeigte dann auch noch sein diebisches Talent. Eines der Kinder hatte noch einen Rest von der Vorabend Pizza. Das roch der Kangal und schnappte sich die Delikatesse kurzerhand aus den Händen des Jungen. Verdutzt meckerte der Junge erst ein wenig später und hielt dann lieber einen respektvollen Abstand vor dem gefräßigen Vierbeiner. Aber es war ein Gemütstier, welches in aller Seelenruhe unsere Rast beobachtete. Vielleicht fiel ja noch mehr ab?

Aber wir waren nun alle vorgewarnt und ließen unser Essen nicht aus den Augen.

Nach der Pause ging es dann über ein Skigebiet zunächst hinunter ins Tal. Wir fuhren tatsächlich dort, wo später einmal die Abfahrten mittels Schneekanonen hergerichtet werden. Schon ein komisches Gefühl und wir waren dann sehr froh über die Untersetzung, die die Bergabfahrten viel entspannter und weniger bremsintensiv werden ließ.

Valle argentera
Perfekter Übernachtungsplatz!

Vom Tal aus ging es über eine Zubringerstraße bis zu unserem Übernachtungsplatz an einer Alm im Valle Argentera. Wir standen direkt neben einem kleinen Fluss und konnten vom Talkessel aus beiderseits die Berge bewundern.

Abends gab es dann auf der familiär geführten Alm unzählige Gänge von regionalen Spezialitäten. Hier konnte man sich wirklich satt essen. Aber selbstverständlich wurden uns auch die hochprozentigen Spezialitäten des Hauses nicht vorenthalten. In Alkohol eingelegter Würfelzucker. Das war ein Erlebnis. Der Zuckerwürfel hatte in einem Einmachglas aufgrund des Alkoholgehaltes der „Einmachflüssigkeit“ tatsächlich seine Form behalten und zerging auf der Zunge. Ein wirklich interessantes hochprozentiges Erlebnis. Im Dunkeln fiel dann der Weg zurück zum Auto nicht ganz so leicht. Mangels weiterer Zivilisation kann es auch mit Taschenlampen recht dunkel sein. Witzig und erschreckend, wie viel Lichtemissionen so bei uns daheim die Umgebung erhellen.

27.08.2019 Der Tag der ersten…!

Murmeltier
Unser erstes Murmeltier!

Nach einem entspannten Erwachen mit Kuhglocken und der Möglichkeit noch einmal selbst produzierten Käse von der Alm zu erwerben, ging es das Tal entlang. Am Übernachtungsplatz gab es dann auch eine Murmeltiersichtung. Nachdem wir das scheue Tierchen beobachten konnten, fuhren wir neben dem Fluss das Tal hinauf. Begegneten einer durch die Absperrung gebrochenen Viehherde und arbeiteten uns Stück für Stück ein wenig hinauf. Die erste Rast machten wir an einem Wasserfall, wo wir auch neben tausenden Grashüpfern auch Silberdisteln und unser erstes Edelweiß sehen konnten. Toll, wenn man diese rar gesäten Exemplare noch bewundern kann. Die Sonne erwärmte uns weiter das Gemüt und ein schönes Urlaubsfeeling überkam uns.

Silberdistel
Unsere erste Silberdistel

Wir begegneten auch wieder zwei Wanderreitern, die ebenfalls an der Alm übernachtet hatten und sich nun mit den Pferden weiter hinauf begaben. Wir hingegen mussten das gesamte Tal wieder zurück fahren, da es für die Fahrzeuge nicht mehr offiziell weiterging.

Oscar auf Brücke
Spannend!

Uns verschlug es dann über eine wirklich bös steinige Piste einen weiteren Berg hinauf. Es waren nicht die normalen Schottersteine, sondern sehr viel größere und spitzere Kandidaten. Das Auto war ständig am Wackeln und schwanken. Ich musste mich gut am Lenkrad festhalten und Anja war sehr dankbar für die Haltegriffe am Auto. Nachdem wir gut geschüttelt (nicht gerührt) an einem Refugio ankamen wurde Mittagspause gemacht. Nach dem Verzehr von Nudeln mit Parmesan schnappten wir uns noch den Hund für einen raschen Spaziergang. Aber es war recht heiß hier oben in der prallen Sonne, und so wurde es dann ein eher kurzer Abstecher, bevor wir noch den Rest bis zur Spitze über die Grobschotterpiste in Angriff nahmen. Hinab ging es dann wieder über ein Skigebiet.

Jule freut sich
Ach, ist das Leben schön!

Danach folgte eine Straße Richtung Lac Sommeiller, die alsbald in eine normale Schotterpiste überging. Wir genossen Ausblicke wie beim „Herr der Ringe“. Tolle Bergpanoramen, grüne saftige Wiesen, steile Hänge und dann leider aufkommende Bewölkung und Nieselregen. Die richtige Passstraße war leider aufgrund eines vorherigen Erdrutsches noch immer gesperrt, so dass unser Ziel bei einer Hütte “Rifugio Scarfiotti“ lag. Auf dem Parkplatz davor konnten wir unser Lager aufschlagen. Die unzähligen Motorradfahrer aller Nationen suchten in der Hütte und dem angrenzenden Gebäude Schutz und Unterkunft.

Hier sollte es dann für uns wieder ein mehrgängiges Essen geben, was wieder hervorragend schmeckte. Nach dem Essen räumten wir die Plätze für die hungrigen Biker und zogen uns ins Auto zurück. Es gab nun Dauerregen und die Temperaturen waren stark gefallen. So kuschelten wir uns recht früh ins Bett und ließen das Gewitter an uns vorüberziehen. Immer begleitet vom Fiepen diverser Murmeltiere und dem Geläut von Kuhglocken in der Ferne. Das hat auch was romantisches.

28.08.2019 Alte Festungsanlagen

Bei unserem morgendlichen Spaziergang mit Jule sahen wir direkt wieder einige Murmeltiere, die erstaunlich behende durch das Gelände huschten. Wirklich flink die Tierchen, die ich mir eigentlich kleiner vorgestellt hatte. Aber sicherlich war auch sehr viel Fell an den Tieren.

Während des Frühstücks reisten die ersten Motorradfahrer ab. Sogar eine Gespann mit Beiwagen war unter den Bikern. Leider ging es direkt wieder aus, und es gelang dem Fahrer nur mit viel Schiebehilfe der Kumpane das recht alte Gefährt wieder in Gang zu bekommen. Wer braucht schon TV zum Frühstück, wenn es auch so neben der beeindruckenden Landschaft noch ein Zusatzprogramm gibt.

Leider kam der Nieselregen zurück und so waren wir dann ganz dankbar, als die Zeit zum Aufbruch kam. Wir mussten zunächst wieder aus dem Tal heraus und den gesamten Weg zurück, bevor es hoch Richtung Forte Jafferau ging. Vorher machten wir an einer kleineren Ruine (Forte Föens) Rast. Hier wartete auch wieder die andere Gruppe und so wurde es aufgrund der vielen Fahrzeuge ein wenig enger.

Alte Festung
Gruselfaktor: hoch

In der Ruine waren noch diverse Bettgestelle und andere Hinterlassenschaften zu finden. Man konnte alles frei erkunden und sogar die Feuerstellungen der Kanonen mit den eingemeißelten Gradeinteilungen sehen.

Anfahrt zum Fort Jafferau
Ist das nicht eine beeindruckende Kulisse?

Dann ging es weiter. Manchmal auch schön eng am Abgrund entlang. Gerade bei Nebel noch einmal beeindruckender. Wir arbeiteten uns vorbei an der Ruine Baraccamento Coletta Jafferau hinauf bis Fort Jafferau, wo wir auch unsere Mittagspause machten. Wir konnten noch rasch das Panorama bewundern, bevor der Nebel aufstieg und uns die Fernsicht nahm.

ForteJafferau
alte Feuerstellungen

Zwischenzeitlich kam auch eine andere Reisegruppe mit den Fahrzeugen, so dass wir ein wenig zusammenrücken mussten, damit es passte.

Galleria del Seguret
Das war ein Erlebnis!

Zurück ging es danach bis zum Tunnel Galleria del Seguret. Dieser hatte gerade erst wieder geöffnet und so konnten wir die Durchfahrt starten. Gefühlt war der Tunnel gerade so hoch und so breit wie unser Auto. Dann noch komplett unbeleuchtet und zum Teil mit Pfützen und einem kleinen Bächlein versehen war es ein tolles Erlebnis hier durchzufahren. Es gab auch nur eine Ausweichstelle im gesamten Tunnel und in der Mitte hatte sich ein kleiner See gebildet. Wahnsinn. Nachdem alle die ca. 876 m bewältigt hatten genossen wir noch den Ausblick an der anderen Seite, bevor die Abfahrt begann. Unten angekommen fuhren wir wieder zum Campingplatz Gran Bosco, wo es abends noch ein gemeinsames Grillen gab.

29.08.2019 Und wieder ein Tunnel

Heute mussten wir eine etwas längere Verbindungsetappe nach Frankreich fahren. Zunächst ging es zu einem Grenzübergang an einem sehr nobel wirkenden Skigebiet. Niemand wurde angehalten oder kontrolliert. Und so fuhren wir dann erst einmal zu einem französischen Supermarkt, um die Vorräte zu ergänzen und etwas Grillware für Abends zu erwerben.

Danach ging es bei bruttig heißen Temperaturen weiter an Briancon mit seinen 4 Festungen vorbei entlang der Hauptstraße. Vor uns quälte sich dann ein LKW die Serpentinen entlang und bremste unseren Schwung ein wenig aus. Dies hielt natürlich die Motorradfahrer nicht davon ab mit waghalsigen Überholmanövern weiter nach vorne zu kommen.

Tunnel
der nächste Tunnel

Und so waren wir dann froh in eine Nebenstraße abbiegen zu dürfen und wieder bergauf zu fahren. Alsbald wurde der Weg zu einer Schotterpiste und so erreichten wir ein kleines Plateau mit herrlicher Aussicht auf die sonnenbeschienenen Berghänge. Ein alter UAZ eines deutschen Reisenden stand bereits mit Sonnendach am Plateau. Aber für das Gruppenfoto war noch genügend Platz vorhanden. Nach der Mittagsrast, bei dem es unter anderem auch eine leckere Spende eines Brioche Kuchens gab, ging es weiter bergauf. So arbeiteten wir uns voran, bis wir die Tunneldurchfahrt am Col du Parpaillon erreichten. Dieser Tunnel ist weitläufig bekannt und so wunderte es kaum, dass hier auch andere mit ihren Offroad Fahrzeugen durch wollten. Aber es ging alles sehr entspannt und friedlich zu. Es wurde gewartet, damit kein Gegenverkehr im Tunnel kam und man genoss sonst einfach die herrliche Landschaft.

Serpentinen
Alles einspurig und steil, Abenteuer!

Bergab ging es dann in stellenweise sehr engen Serpentinen ins Tal. Plötzlich stand eine komplette Schafherde auf dem Weg und wir schlichen mit den Fahrzeugen zwischen den Tieren hindurch. Die unbekümmerten Vierbeiner sprangen mal hierhin und mal dorthin. Nur die grobe Zugrichtung schien klar zu sein. Ansonsten einfach quer durch die Autos laufen oder auch mal einen Hang hinauf oder hinab springen. Wie es gerade so passte.

Nachdem wir die Tiere passiert hatten schlängelten wir uns weiter hinab, bis wir alle rasch einen Ausweichplatz suchen mussten. Von unten kam eine recht große Anzahl an sehr aufgemotzten Offroadern entgegen. Jeeps, Land Cruiser, G-Klassen etc. Aber alle gefühlt fast neu und nur mit den teuersten Upgrades und Anbauten versehen. Und bei den vielen Verbreiterungen wurde es dann auch mal eng. Also beiderseits die Spiegel anklappen und hoffen, dass die anderen ihre Fahrzeuge gut im Griff haben. Aber es ging alles gut und wir setzen in unserer kleinen Gruppe die Fahrt fort. Die andere Reisegesellschaft war definitiv zu groß und zu schlecht zusammenzuhalten. Da fanden wir das Konzept von Abenteuer 4×4 besser.

Zum Übernachten ging es dann für uns zum Campingplatz Les Marmottes. Dort angekommen fing es leider auch an zu regnen, so dass wir sogar mal unser Tarp als Schutz aufbauten. Es hielt erstaunlich dicht. Abends wurde dann gemeinsam gegrillt und noch um die Feuerschalen herum ein fröhlicher Abend. Auch das Rösten von Marshmallows wurde dankbar zelebriert.

30.08.2019 Mordor

Bergkulisse
– Ohne Worte –

Am nächsten Morgen ging es erst einmal über Teerstraßen und durch kleine niedliche und enge Ortschaften voran. In Demonte bogen wir ab Richtung Val d’Arma und begannen uns die Strecke mit Radfahrern, Wanderern und anderen Fahrzeugen zu teilen. Nach dem Passieren von Weidezäunen kamen wir dann über Schotterpisten an einem Berg an, wo diverse Ruinen zur Erkundung einluden. Ebenso gab es dort einen Platz mit Bergkristallen. Die Aussicht war hier unbeschreiblich und auch die Murmeltiere fühlten sich hier in der Gegend pudelwohl. Immer mal wieder sah man sie über die Wiese preschen, bevor sie wieder in irgendeinem Erdloch verschwanden.

Gunnar und Jule in den Alpen
Was für eine Aussicht

Als wir nach der tollen Mittagsrast wieder aufbrechen wollten gab es dann noch ein Problem mit dem Range Rover. Er wollte einfach nicht anspringen. Nach diversen ersten Diagnosen und erfolglosen Versuchen teilte sich unsere kleine Gruppe und wir fuhren weiter. Bereits kurze Zeit später dann die positive Nachricht über Funk. Das Fahrzeug lief wieder und die zurückgebliebenen Fahrzeuge schlossen wieder zur Gruppe auf.

Berge und Wolken
Könnte die Kulisse aus Herrr der Ringe sein, oder?

Es ging dann weiter in eine offroadmäßig etwas anspruchsvollere Passage, die alle mit Bravour meisterten. Die Landschaft um uns herum war so beeindruckend und manchmal auch düster, dass man wieder an Herr der Ringe und das Land Mordor erinnert wurde. Einfach toll daneben auch noch Toblerone artige Felsformationen sehen zu können.

Anja nutzte die Gelegenheit bei einem Mitfahrer in den Pick Up zu steigen und ein kleines Stück mit dem modernen Auto mitzufahren. Sie war danach restlos begeistert, wie leise so ein modernes Fahrzeug sein kann. Unser Oscar ist halt schon älter und der Motor noch ein kerniges Stück Arbeitsgerät.

Nach dieser Etappe ging es wieder bergab, wo wir uns mit der ersten Gruppe treffen wollten, um dann gemeinsam den Campingplatz auf italienischer Seite für die letzte Nacht anzusteuern. Nachdem dann alle Fahrzeuge beisammen waren ging es gefühlt in einem Affenzahn weiter. So schnell waren wir sonst irgendwie nicht unterwegs. Wir erreichten den Campingplatz Camping Park Valle Maira, der an einem kleinen Fluss lag so rechtzeitig, dass wir noch einen schönen Spaziergang mit Jule machen und die Duschen nutzen konnten. Abends ging es dann entlang der Straße zu einem Restaurant, wo wir wieder einmal mit mehreren Gängen verwöhnt wurden. Eine tolle Tour mit sehr vielen bleibenden Eindrücken ging leider zu Ende.

Dies wird bestimmt nicht unsere letzte Reise mit Abenteuer 4×4 sein aber es war wohl unsere letzte Reise mit dem Land Cruiser Oscar, den wir schweren Herzens verkaufen werden. Für uns geht es in 2020 erstmal für zwei Monate um die Ostsee mit unseren neuen Familienmitgliedern Uschi und der Silberbüchse. Mehr dazu in einem nächsten Beitrag. Seid gespannt!

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