Bliesdorf Freitag 10.02.2017 – Anreise
Es wurde endlich wieder Freitag. Ein neues Wochenende mit der Carthi konnte beginnen. Nach der Arbeit also rasch die sieben Sachen gepackt, die aufgrund der Kälte nicht im Wohnmobil verblieben waren, und ab auf die Piste. Unser heutiges Ziel war die Ostseeküste. Genauer gesagt der Stellplatz vor dem Camping und Ostseeferienpark Walkyrien in Bliesdorf. Das liegt kurz südlich von Grömitz und ist gut über die Autobahn A1 erreichbar.
Fahrt
Nachdem wir das Nadelöhr Hamburg mit nur leichten Verkehrsbehinderungen gemeistert hatten, ging es also ziemlich lange über die A1 mit ihren rumpeligen Betonplatten als Bodenbelag. So kamen wir dann nach einer ansonsten stressfreien Fahrt gut geschüttelt (nicht gerührt!) am Stellplatz in Bliesdorf an. Es folgte zunächst das obligatorische Frischwasser tanken und der Aufbau am ausgesuchten Platz.
Stellplatz
Der Stellplatz in Bliesdorf bietet tolle Stellflächen mit Rasengittersteinen und einen überwältigenden Ausblick auf die Ostsee. Von unserem Platz hatten wir zudem ein kleines Tierparkfeeling, da wir auch direkt auf die zwischen Stellplatz und Küste untergebrachten Pferde und Ziegen schauen konnten. Dank Nebensaison war das Übernachtungsticket dann auch für günstige 7 € zu haben. Im Vergleich mit anderen Stellplätzen absolut angemessen, da man auch Zugang zu einer Toilette und einer Dusche hat (die dann 50 Cent kostet).
Spaziergang
Die Luft war eigentlich gar nicht so kalt, nur knapp unter dem Gefrierpunkt. Und dennoch, der eisige Wind ließ einem recht schnell die Gesichtszüge einfrieren. Unsere erste Gassirunde mit Jule an die Küste fiel daher nur kurz aus. Dann gab es erstmal ein schönes Tässchen Tee und wir genossen den einmaligen Ausblick.
Am späten Nachmittag begaben wir uns dann nochmals an den Strand, den man vom Stellplatz aus über einen Zubringerweg und eine Treppe direkt erreichen konnte. Wir spielten dort ein wenig mit dem aufgekratzten Hund, dem der kalte Wind nichts anzuhaben schien. Nachdem wir langsam selbst ein wenig fröstelten ging es wieder zurück zur aufgewärmten Carthi.
Bliesdorf Samstag 11.02.2017 – Ausruhen
Strandspaziergang
Nachdem wir am Samstag das Schlafdefizit der Arbeitswoche ein wenig ausgeglichen hatten, wollten wir einen weiteren Strandspaziergang machen. Also rasch warm eingepackt, die eigens mitgeführte Sturmhaube aufgezogen und los ging es. Im Windschatten des Wohnmobils waren die Temperaturen noch recht moderat. Die Anzeige im Wohnmobil sagte sogar +1 Grad. Aber als wir so an der Küstenlinie standen und der vollen Brise kalter Polarluft ausgeliefert waren, konnten wir spüren, was „Windchill-Faktor“ bedeutet. Es fühlte sich an, wie -10 Grad. Und der Ausblick auf die vereisten Felsen in der Brandung gaben uns Recht. Die vom Meer umspülten Steine und auch Holzpfähle boten ein bizarres Schauspiel von Eis.
Einige Steine sahen aus, als sei der obere Teil von einer hellen Marzipandecke überzogen. Die Holzpfähle wirkten, als hätten sie weiße Streichholzköpfchen. Ein faszinierendes Naturschauspiel. Zum Teil spülte die Brandung das Eis an den unteren Bereichen weg. Die Gischt sorgte jedoch im oberen Teil dafür, dass der angelegte Eispanzer dicker wurde. Selbst am Strand waren einzelne aufgebrochene Eisschollen wahrzunehmen. Nachdem wir versuchten diese tollen Anblicke auch im Foto festzuhalten, wurden die Finger langsam immer gefühlloser, so dass wir noch ein wenig an der Küste entlang schlenderten und dann froh waren, uns im Wohnmobil aufwärmen zu können.
Stalagmite vorm Wohnmobil
Unser Schwitzwasserablauf von dem Auspuff der Truma hatte bereits einen Stalagmiten aus Eis geformt. Der „Abstandshalter“ hat sich mal wieder bewährt. Sonst wäre die unter dem Auspuff gelegene Klappe nicht nur von den unschönen Streifen der ablaufenden Tropfmengen verunstaltet, sondern gar die Klappe des Batteriefaches vereist. Dies hatten wir zuvor bereits einmal erlebt. Die Klappe ließ sich dank des Eises dann nicht mehr öffnen. Also hatten wir uns, nachdem wir es bei einem anderen Wohnmobilisten gesehen hatten, ebenfalls eine „Abtropfvorrichtung“ zugelegt, die das Kondenswasser vom Fahrzeug wegleitet. Hier bietet sich eine normale Wäscheklammer an. Wir hatten allerdings gerade keine zur Hand, so dass es eine Kunstoffklemme mit einem Mini-Kabelbinder als Verlängerung wurde. Für uns hat sich das Patent bewährt. Das Wasser tropft jetzt neben das Wohnmobil. An diesem Wochenende sogar mit einer entsprechenden „Eis-Zuckerhutbildung“.
Ruheforst Brodau
Wir genossen die Aussicht und freuten uns im Warmen zu sitzen. Es wurde ein richtiger Faulenzer Nachmittag. Aber das muss ja auch mal sein. Nachmittags ging es dann noch einmal am oberen Küstenweg in Richtung Süden, wo sich der Ruheforst Ostseeküste Brodau befindet. So gab es noch ein wenig landschaftliche Abwechslung und eine Tour durch den Wald. Im Windschatten der Vegetation wurde es dann auch merklich wärmer, so dass wir nach einem ausgedehnteren Spaziergang weniger durchgefroren zurück zum Stellplatz gelangten. Ein geruhsamer Tag ging viel zu früh zu Ende. Abends fing es dann noch an ein wenig zu schneien. Da wir nicht wussten wieviel da noch an weißer Pracht auf uns zukam, fingen wir schon an im Kopf die Möglichkeiten einer Heimreise erst am Montag durchzuspielen. Daher gelang es uns nicht ganz so gut in den Schlaf zu finden.
Bliesdorf Sonntag 12.02.2017 – Abfahrt
Spaziergang
Der erste Blick am nächsten Morgen galt dann auch der Schneehöhe. Es waren nur wenige Millimeter bis Zentimeter. Je nach Windeinfluss. Also absolut nicht dramatisch und selbst die Fahrspur vom Stellplatz war schneefrei. Also kein Grund zur Sorge, dass wir nicht mehr heim kämen.
Nachdem dies geklärt war, nutzten wir noch einmal die Möglichkeit den Strand entlang Richtung Nord-Osten zu dem weiteren angrenzenden Campingplatz zu spazieren. Das Wetter war etwas milder oder der Wind einfach etwas schwächer, so dass die Brandung bereits einige Eisskulpturen des Vortages verändert hatte. Es waren nun weniger Steine mit Eis bedeckt. Trotzdem hatte der Anblick nichts von seinem Reiz verloren. Und so schlenderten wir gemächlich bis zum nächsten Strandaufgang und begaben uns dann entlang des Küstenweges zurück.
Entsorgung
Es galt an die Heimreise zu denken. Wir besahen uns zunächst die Entsorgung, nur um festzustellen, dass wir den Bodeneinlass nicht so recht verstanden. Wir konnten nur eine Riffelblech Platte mit kleinen Bohrlöchern erkennen. Aber keinerlei beweglichen Teile. Wir kratzten den Schnee aus den Fugen. Aber immer noch nichts, was sich irgendwie anfassen und bewegen ließ. Also ließen wir zunächst das Warmwasser der Therme ab und fingen es in unserer mitgeführten Schüssel auf. Dies gossen wir langsam auf die Blechplatte, um zu testen, ob das „so gehört“ und nur durch die winzigen Bohrlöcher ablaufen soll, oder sich etwas anderes zeigt.
Nachdem das warme Wasser der Therme langsam versickerte ließ sich auch eine Art Griff am Blech erkennen. Dieser war auf dem Blech angefroren und ließ sich dann nur mittels eines Messers als Hebel von der Blechplatte lösen. Etwas ungünstig, wenn beide Teile aus Metall sind. Wir rüttelten und zerrten an der Platte, konnten jedoch nicht herausfinden, ob irgendwo Scharniere angebracht waren. Also mehr des warmen Thermenwassers, was auch durch die Bohrlöcher abfloss, so dass wir nicht den ganzen Bereich unter Wasser setzen mussten. Nach dieser erneuten „Auftauaktion“ gelang es uns dann mit vereinten Kräften die Platte in Gänze abzunehmen. Und es kam ein großer Ablauf zum Vorschein, wo wir dann das Grauwasser los wurden. Die Entsorgung mit kleinen Hindernissen war vollbracht und wir legten die Riffelblech Abdeckplatte, die sich als erstaunlich schwer und massiv herausstellte zurück. Hier wäre eventuell eine Art Gulliabdeckung für den Winter schöner gewesen. Aber mittels des warmen Wassers kamen wir ja auch zum Ziel.
Rückfahrt
Es folgte eine recht entspannte Rückfahrt, die nur von einer Baustelle bei Hamburg gestört wurde. Die armen Straßenarbeiter taten uns richtig leid. Am Sonntag bei immer noch kalten Temperaturen die Fahrbahn erneuern. Nicht unser Traumjob. Nachdem sich der dort stauende Verkehr gelichtet hatte, ging es dann wieder nach Hause. Und die ganze Strecke über kein Schnee auf der Straße. Hoffentlich gilt das auch für die nächste Tour.