Gouville-sur-Mer Dienstag 09.05.
Das weiteste Ziel des Frankreich Urlaubes sollte der Mont-Saint-Michel werden. Daher mussten wir langsam die Etappen etwas weiter planen. In einem Rutsch vom Cap de la Hague bis zum Mont-Saint-Michel war uns in Anbetracht des warmen Wetters und Jules Unlust zu weiten Strecken dann jedoch auch zu viel.
So machten wir schließlich in Gouville -sur-Mer noch einmal einen Stop. Wieder ein Stellplatz direkt an der Küste mit Blick aufs Meer. Die einzige Straße hinter dem Platz führte lediglich zu weiter hinten gelegenen Campingplätzen, so dass er auch ruhig zu sein schien. Nachts wurden wir jedoch eines besseren belehrt, da die Austernfischer mit Ihren Traktoren nur bei Ebbe an die Zuchten heran kamen und so auf die Gezeiten angewiesen waren. Wenn man sich davon nicht stören lässt, dann hat man jedoch einen klasse Stellplatz mit voller Ver- und Entsorgung. Es gab sogar Plätze mit Stromanschlüssen (in Frankreich eine Seltenheit). Diese waren jedoch von einem Sandwall vom Meeresblick getrennt.
Unsere Batterien waren durch die Fahrt geladen, so dass wir uns wieder einmal für die tolle Aussicht entschieden. Nach dem Aufbau legten wir direkt einen Strandspaziergang ein. Jule durfte sogar ebenfalls im Watt toben und freute sich sichtlich über die neu gewonnene Freiheit. Am Ufer sahen wir diverse kleine Fischerhütten, die kaum größer als Umkleidekabinen waren, dafür aber mit den bunt bemalten Dächern einen tollen Anblick boten. Nachdem sich der Hund ausgetobt hatte ging es zur „Mittagspause“ zurück zur Carthi. Bei einer guten Tasse Kaffee und Tee konnten wir dann sogar Sulky Fahrer im Watt beobachten. Diverse Muschelsucher trieben sich ebenfalls im Watt und der Wasserkante herum.
Nachdem wir uns alle etwas erholt hatten zog es uns wieder hinaus. Wir nutzten die noch immer bestehende Ebbe, um den Strand diesmal in anderer Richtung zu begehen. Das ausgiebige Spielen mit dem Hund durfte natürlich nicht zu kurz kommen. Und so hing dem Hund dann bald die Zunge bis auf den Sand. Nachdem wir sie mit frischem Wasser versorgt hatten, schaute der Hund immer wieder auffordernd zu ihrem Spielzeug und wollte noch eine Runde…und noch einmal….dem mussten wir irgendwann Einhalt gebieten, da Jule offenbar kein Ende kannte. Als wir dann wieder am Wohnmobil ankamen, hörten wir auch rasch darauf ein leises Schnarchen aus dem Körbchen. Der Hund war erledigt und so gingen wir aus Solidarität auch in den Standby Modus. Lasen ein wenig oder dösten in der Sonne ein.
Die Nacht war dann aufgrund des Lärms der Traktoren recht kurz und unruhig. Der Fahrer wälzte sich ein paar mal hin und her und machte dann einen Morgenspaziergang mit Sonnenaufgang und parallel scheinendem Vollmond. Auch ein toller Anblick!
Mont-Saint-Michel Mittwoch 10.05.
Am Mittwoch war es dann soweit. Die Fahrt ging zum Urlaubsziel Mont-Saint-Michel.
Nachdem wir relativ früh aufgebrochen waren, kamen wir bereits gegen 10:30 Uhr auf dem riesigen Parkplatzgelände an. Nachdem wir auf Anhieb die Einfahrt zu dem Parkareal mit Übernachtungsmöglichkeit für Wohnmobile verpasst hatten, drehten wir rasch noch eine Ehrenrunde und waren im Anblick auf die Ausmaße der diversen Parkflächen beeindruckt.
Unser erster Gedanke war, dass das vieeeeel zu überdimensioniert war. Selbst für einen internationalen Publikumsmagneten. Am späten Nachmittag revidierten wir in Anbetracht der vielen PKW, Reisebusse und Wohnmobile jedoch unsere Ansicht. Es war trotz der Jahreszeit und außerhalb der Feriensaison schon recht voll.
Nachdem wir einen Parkplatz für die Nacht gewählt hatten, schotteten wir erst einmal das Wohnmobil ab, da die Sonne schon wieder gnadenlos auf uns hinunter brannte. Also die Verdunkelungen entsprechend eingesetzt, Sonnencreme aufgetragen und dann ging es los.
Wir reihten uns bei den Menschenmassen, die Richtung Insel bzw. Shuttlebus liefen ein und fühlten uns wie bei einer Völkerwanderung. Da Hunde in den Shuttlebussen nicht erlaubt sind, wurde unser Grüppchen nach der Haltestelle etwas kleiner. Außer uns gab es aber immer noch genügend Andere, die den ca. 3 Kilometer entfernten Mont-Saint-Michel zu Fuß erreichen wollten. Bereits aus entsprechendem Abstand konnten wir das Postkartenmotiv in Realität bewundern. Es sah tatsächlich so aus, wie man es schon in Reiseführern, auf Postkarten oder im Internet und Fernsehen gesehen hatte.
So kamen wir recht bald auf die Brücke, die die entsprechende Landverbindung darstellte. Währenddessen wurden wir von Shuttlebussen und auch Kutschen überholt. Es versprach voll auf der Klosterinsel zu werden.
Als wir dann das Eingangstor passierten verliefen sich die Menschenansammlungen alsbald recht gut in den vielen verwinkelten Gassen und Souvenirläden.
So konnten wir mit relativ wenig Körperkontakt die Fassaden und Gassen durchstreifen.
Das sakrale Gebäude selbst war dann für Hunde wieder nicht zu betreten. So beließen wir es bei einer Besichtigung des Rests der Insel. Von Außen waren jedoch die vielen Türmchen ebenfalls beeindruckend. Über die Wehrmauer gelangten wir dann wieder zurück in Richtung Eingangsbereich.
Mittlerweile waren diverse andere Touristen mit Ihren Hunden angekommen, so dass man spätestens alle 20 Meter eine Hundebegegnung hatte. Dies zusammen mit dem angestiegen Touristenaufkommen ließ unsere Jule ein wenig unruhig und gestresst werden. So beschlossen wir uns langsam auf den Rückweg zum Stellplatz zu machen.
Bei weiter angestiegenen Temperaturen schlenderten wir dann gemächlich zurück und nutzten dabei auch die Möglichkeit an diversen Läden und Hotels auf dem Festland entlang zu laufen. Bei Carthi angekommen rissen wir erst einmal alle Luken auf, da sich trotz Verdunklung die Innentemperatur drastisch erhöht hatte. Dann legten wir erst einmal ein schönes Kaffeepäuschen ein. Abends wollten wir noch einmal Richtung Insel, da das Spektakel mit nächtlicher Beleuchtung ebenfalls sehenswert sein sollte.
Nachdem wir dann gegen 21 Uhr unseren Ruhemodus aufhoben, ging es noch einmal auf direktem Fußweg in Richtung Mont-Saint-Michel. Wir blieben immer wieder stehen, um noch einmal eine Aufnahme mit dem Fotoapparat zu wagen, so dass der Hinweg recht lange dauerte. Letztlich gingen wir bis zu dem Anfang der Brücke, da man von dort noch das Gesamte Objekt der Begierde vor die Linse kam. Außerdem waren wir komischerweise noch von dem mittäglichen Rundgang ein wenig kaputt.
Letztlich kamen wir erst nach Mitternacht wieder auf dem Stellplatz an. Die Temperaturen waren immer noch sommerlich und auf dem Rückweg mussten wir oftmals aufgrund der Dunkelheit stark aufpassen, nicht auf eine der unzähligen Kröten, die auf dem warmen Asphalt saßen, zu treten.
Die Nachtwanderung hatte sich aber definitiv gelohnt, da wir sehr schöne Eindrücke mitgenommen haben, die man leider nicht so in Gänze auf den Fotos wiedergeben kann.
Mortain Donnerstag 11.05.
Nach dem obligatorischen Frühstück machten wir am nächsten Morgen noch rasch die Planung der Tagesetappe. Da wir uns in Anbetracht der fortgeschrittenen Urlaubstage auch auf den Heimweg machen mussten, beschlossen wir einen Zwischenstopp in Mortain zu machen, um die dortigen Wasserfälle zu bewandern. Als Übernachtungsplatz hatten wir uns dann Pont-d’Ouilly ausgesucht.
So packten wir unsere Sieben Sachen und ließen den Mont St. Michel hinter uns, um den Weg durchs Landesinnere in Richtung Belgien anzutreten. Die Fahrt ging über diverse enge Landstraßen. Es waren wieder einige Serpentinen zu meistern, aber letztlich erreichten wir den Parkplatz in Mortain, der auch einen ausgewiesenen Stellplatz Anteil und einige Picknickbänke bereit hielt.
Da wir jedoch nach der Wanderung noch entsprechend ein wenig Strecke machen wollten, stellten wir uns möglichst platzsparend hin, zogen die Wanderschuhe an und begaben uns auf den Weg zu den größten Wasserfällen im Westen Frankreichs. Zunächst ging es bereits nach wenigen Metern entlang der Straße in einen schmalen Wanderweg über. An dessen Rand waren bereist einige Kletterhaken zu sehen und ein Kletterer mit entsprechender Ausrüstung war gerade dabei den Berg ein wenig zu säubern. Für uns sah es so aus, als hatte er noch die Sicherungsstifte im Fels kontrolliert und entsprechend störendes Geäst entfernt.
Danach kamen wir über eine schmale Brücke auf eine Lichtung mit Sitzbänken. Ein sehr idyllisches Plätzchen. Uns kamen bereits weitere Personen mit Kletterausrüstung entgegen. Diese verschwanden dann zwischen einer Felsspalte. Es war wohl ein gutes Klettergebiet, so dass wir uns schon fragten, ob wir denn als einfache Wanderer überhaupt weiterkämen.
Aber unsere Bedenken waren unbegründet. Nach der nächsten Biegung mussten wir über schmale Stege und Felsen hinauf und konnten dann den ersten kleinen Wasserfall bewundern.
Es war ein traumhafter Anblick mit den hölzernen Brücken und den Wasserkaskaden. Nachdem wir uns satt gesehen hatten, ging der weitere Weg durch ein kleines Wohnviertel, bis wir wieder in einen Waldweg abbiegen konnten.
Wir folgten der Beschreibung des Reiseführers und wurden so durch immer schmalere Wege gelotst, bis wir schließlich vor einem Stacheldrahtzaun standen. Direkt dahinter und ca. 1 Meter tiefer war wieder ein Weg. Nun standen wir vor der Frage, wo wir wohl falsch abgebogen waren und wie weit wir hätten zurücklaufen müssen.
So beschlossen wir kurz hinüber und nach unten zu steigen, um auf dem dortigen Weg die Tour fortzusetzen. Aufgrund der Zaunhöhe in Verbindung mit der Hanglage gelang es Gunnar noch recht gut sich auf den Weg hinab zu arbeiten. Dann wurde Jule kurzerhand hinuntergereicht. Schließlich musste Anja aufgrund der kürzeren Beinfreiheit noch ein wenig Akrobatik vollführen, um sicher unten anzukommen. Nach dieser aufregenden Einlage ging es weiter und wir kamen bereits nach kurzer Zeit am Fuße des großen Wasserfalls an. Hier zerteilte sich der Wasserlauf und strömte mehrfach aufgefächert weiter gen Tal.
Der Wasserfall selbst war nicht ganz so beeindruckend, wie wir es erhofft hatten. Es war zwar unbestritten ein Wasserfall und der Höhenunterschied war auch nicht zu verachten, aber das Gesamtbild am kleineren Wasserfall hatte uns besser gefallen. Wir arbeiteten uns entlang des Wanderweges bis nach oben vor. Dort sollte der weitere Weg direkt entlang der Hauptstraße führen. Das erste Stück war dann auch mit einem kleinem Fußweg machbar, danach ging es nur direkt am Fahrbahnrand weiter.
Nachdem wir dieses unbehagliche Stück hinter uns gelassen hatten, diskutierten wir zunächst den Rückweg. Die Beschreibung aus dem Reiseführer war für uns nicht so ganz eindeutig. Letztlich nahmen wir einige Anwohnerstraßen durch ein Wohngebiet zurück bis nach Mortain zum Parkplatz. Insgesamt hatten wir so ca. 8 Kilometer absolviert.
Dort verschnauften wir noch kurz und fuhren dann nach Pont-d’Ouilly.
Wieder ging es durch bewaldete und enge Straßen mit Berg und Talfahrten. Das Navi führte uns aber dann zielsicher zum Stellplatz. Nachdem wir ein wenig mit der Schrankenanlage gekämpft hatten, konnten wir aber einen Platz direkt am Flussufer ergattern. Der Stellplatz war gut mit Hecken unterteilt und bot neben einem eigenen Grillplatz, Ver- und Entsorgung auch Stromanschlüsse. Für Frankreich ja schon bemerkenswert.
Als wir uns noch auf den Keilen ausrichteten, hörten wir ein Muhen. Nachdem wir aufblickten, konnten wir dann Rinder direkt am anderen Flussufer erkennen. Nur getrennt von ca. 15 Meter Wasser stand dort eine beträchtliche Herde, die in aller Seelenruhe die Kehle mit Flusswasser befeuchtete. Ebenso rasch, wie sich ans Ufer kamen, waren sie dann jedoch auch wieder weg.
Wir machten noch kurze Runden mit dem Hund und fielen dann erschöpft ins Bett. Wieder viel erlebt für einen Tag.