Hinterhermsdorf Dienstag 19.09.
Es sollte ein kleiner „Transfertag“ werden. Sprich, wir wollten wieder einmal unseren Standort verlegen, um noch ein weiteres Wandergebiet erschließen zu können. Zunächst hieß es also der Entenfarm Goodbye zu sagen. Auf dem Weg zum neuen Campingplatz Thorwaldblick bei Hinterhermsdorf kamen wir auch durch Sebnitz. Hier entdeckten wir ein kleines Nahversorgungszentrum. Unter anderem fanden wir einen Discounter vor, um unsere Lebensmittelvorräte zu ergänzen
Danach ging es weiter entlang enger und schlecht asphaltierter Straßen, bis wir zum Campingplatz kamen. Dort hatten wir wieder einmal Glück, wurden freundlich aufgenommen und konnten eine tolle Parklücke für uns finden.
Nach einigen Minuten Müßiggang rafften wir uns dann noch zu einer kleinen Ortserkundung auf. Die ersten 200 Meter musste man an der Straße entlang gehen, bis man das Ortsschild und einen kleinen Bürgersteig nutzen konnte. Bürgersteig bedeutet hier eher befestigter Untergrund neben der Gosse. Aber sehr sauber und nicht durch Autos befahren, also genau das, was man als Wanderer sucht.
Unser Spaziergang war dann in Anbetracht unserer noch müden Beine und der anzusehenden Lustlosigkeit von Jule, rasch wieder beendet.
Zu Hause im Wohnmobil hieß es dann wieder Fotos sortieren und gaaaanz viele löschen, die unbrauchbar waren. So ein halber Ruhetag war ganz angenehm.
Obere Schleuse der Kirnitzsch Mittwoch 20.09.
Unsere erste Tour vom Campingplatz Thorwaldblick führte uns dann zur Waldhusche und zu Fuß zur Buchenparkhalle, an der die Tourenbeschreibung aus unserem Reiseführer (Rother Wanderführer Nr. 42, 41) begann. Die Zuwegung war recht einfach, so dass wir uns die kurze Tour von ca. einem Kilometer mit dem Wohnmobil gespart hatten. So wurde halt die Wanderung jeweils etwas länger.
Zunächst begaben wir uns zum Königsplatz. Ein Aussichtspunkt, von dem man direkt über die Grenze und die Böhmische Waldlandschaft blicken konnte. Leider war es etwas bedeckt, so dass die Fernsicht leider eingeschränkt war.
Der Abstieg wurde dann schön abenteuerlich. Es ging schmale, von Baumwurzeln übersäte Pfade hinab Richtung Grenzfluss Kirnitzsch. Bisweilen wurde der Weg auch durch natürlich kleine „Tunnelpassagen“ unterbrochen, die sich aus übereinander gefallenen Sandsteinen ergaben.
Jule war total begeistert über diesen riesigen Abenteuerspielplatz und nutzte jede Gelegenheit die Schleppleine in Gänze auszunutzen.
Nachdem wir auch wieder einige gut für den Hund begehbare Stufenabschnitte gemeistert hatten, kamen wir nach dem Abstieg am Hermannseck und einem Stück entgegen der Strömung des Flusses an der Oberen Schleuse im Kirnitzschtal an. Hier war der Endpunkt, der touristisch nutzbaren Stechkähne. Eigentlich hätte unsere Route ab dem Herrmannseck anders verlaufen sollen, doch die Aussicht auf weitere Kilometer war nach der bis dato anstrengenden und aufgrund der abenteuerlichen Wege zeitraubenden Tour nicht mehr so verlockend.
Kurzerhand wandelten wir die Tour aus dem Reiseführer ab, und gingen auf kürzerem Weg zurück zum Campingplatz. Letztlich wurden es trotzdem noch 13,5 Kilometer. Und die ausgelassenen Passagen wollten wir mit einer anderen Wanderung verbinden und entsprechend nachholen.
Die anstrengenden und anspruchsvollen Abschnitte reduzieren die Geschwindigkeit glatt auf die Hälfte. Das wollten wir künftig besser mit einplanen, damit wir uns nicht zu viel vornahmen.
Weißbachtal Donnerstag 21.09.
Am Donnerstag haben wir dann eine Route zum Weißbachtal (Rother Wanderführer Nr. 44) genommen und sind insgesamt 13,6 Kilometer gewandert, wobei wir diese Tour aufgrund der Wegebeschaffenheit wesentlich rascher beendet hatten, als die vom Vortage.
Zunächst ging es einmal quer durch Hinterhermsdorf, bis wir entlang von Feldern ins Waldgebiet kamen. Hinab ins Weißbachtal ging es dann problemlos weiter, bis wir unten angekommen an dem gleichnamigen Grenzfluss ankamen. An der Grenze und dem Fluss entlang ging es dann bis zur Einmündung der Kirnitzsch. Die beeindruckenden alten Baumbestände sind uns gut in Erinnerung geblieben. Auch hier immer wieder durchzogen von den Gesteinsbrocken und Klippen dies- und jenseits der Grenze.
Wenn man unten am Flussbett ist, dann man muss man früher oder später auch wieder bergan, um an den Ausgangspunkt zurück zu gelangen. So durften wir über die Niedermühle, und ein besonders steiles Stück beim Taubenstein hinauf ächzen. Jule war natürlich immer noch nicht kaputt, obwohl unsere Lungen schon Pfeiftöne von sich gaben. Im Gegenteil: der Hund schnappte sich an einer der steilsten Stellen einfach ein Stöckchen und begann wie wild zu spielen. Durch das Gefälle konnte sie dem „lebendigen“ Holz immer wieder nachjagen, indem sie es bergan schleppte und dort durch die Gegend wirbelte, woraufhin es der Schwerkraft folgend wieder hinabrollte. Wir konnten uns kaum halten vor Lachen. Da blieb uns noch mehr die Luft weg. Aber immer wieder ein schöner Anblick, wenn auch Jule Spaß hat.
Nach dieser Hürde des steilen Anstieges wurde es wieder gemäßigter und wir kamen wieder gut voran. Zurück am Wohnmobil gab es dann erst einmal ein Käffchen.
Obere Kirnitzsch Freitag 22.09.
Heute wollten wir den Rest der Tour vom Mittwoch (Rother Wanderführer Nr. 42) angehen. Also ging es wieder über Hinterhermsdorf bis hin zum Hermannseck. Da um die frühe Uhrzeit an der wir dort ankamen noch nichts los war, konnten wir uns auch die „schwierige“ Variante des Abstieges ansehen. Das war wirklich sehenswert, wie man schon von Oben erkennen konnte, dass man niemals mit Rucksack und Hund auf dem Arm durch die enger werdenden Felsen passen würde. Die Trittstufen der „Treppe“ (eher eine Leiter), waren zwar nicht aus dem hundepfötchen unfreundlichen Gitterrosten, sondern vollflächig begehbar, aber es war derart steil, dass wir es dem Hund nicht zumuten wollten. Und uns auch nicht, da wir auch keinen freien Blick über die gesamte Länge hatten und nicht wussten, wie schmal und krabbelig es wirklich noch werden würde. So nahmen wir dann der Vernunft folgend die bequemere Variante, die wir auch schon am Mittwoch gelaufen waren.
Unten angekommen führte unser Weg diesmal nicht zur Schleuse, sondern in die entgegengesetzte Richtung oberhalb der Kirnitzsch entlang. Es war wieder ein schön schmaler Weg, der uns nun jedoch mittlerweile keine großen Anstrengungen mehr abverlangte. Wir waren jetzt offenbar sehr viel geübter als „Bergziegen“ zu fungieren.
So dachten wir, bis, ja bis wir zu dieser tollen Stelle kamen, an dem der Weg bis hinunter an das direkte Ufer der Kirnitzsch führte. Zunächst galt es eine ca. 10 Meter lange natürliche Höhle zu durchqueren, in der man kurzzeitig nur im „Entengang“ durchkam. Dieser Tunnel war entsprechend schlecht ausgeleuchtet, so dass man auch nur schwer erkennen konnte, wo ein sicherer Tritt möglich war. Zudem schlängelte sich ein kleines Rinnsal durch die natürliche Höhle, so dass es auf dem nassen Stein, Holz und Lehmuntergrund entsprechend rutschig war.
Als wir das andere Ende erreichten, gab es dann wieder sehr viele steile Treppen, wo wir uns selbst am Geländer festhalten mussten. Einige Trittstufen waren so schmal, dass nicht einmal ein Kind den kompletten Fuß hätte aufsetzen können. An ein Tragen des Hundes war gar nicht zudenken, da man sich ja selbst festhalten musste. Also ist einer vorangegangen und hat dann den Hund, der wieder einmal völlig unbeeindruckt den biegsamen Körper die Stufen hinuntergleiten ließ, unten aufgefangen. Jule hatte Spaß und empfand das nicht als störend, dass konnte man deutlich sehen. Und wir hatten wahrscheinlich mal wieder zu viel Angst um den Hund und unsere eigenen Knochen. Im Rückblick fanden wir das auch eine tolle Passage, aber wenn man gerade davor steht, dann ist das doch schon aufregend und kostet zum Teil ein klein wenig Überwindung.
Der weitere Weg führte uns immer am Ufer entlang und war dann wieder von dichter Vegetation, immens hohen Nadelbäumen mit besonders großem Durchmesser und tollen Anblicken des klaren Wassers geprägt. Wir haben auch unzählige Fische erspäht, die sich in dem klaren Fluss treiben ließen.
Gerade, als uns der Sinn nach einer Mittagsrast kam, konnten wir auf dem jenseitigen Ufer eine überdachte Picknickbank erblicken. Also sind wir kurzerhand über eine Brücke ins Ausland (Tschechische Republik) gegangen und haben dort unser Mittagsmahl eingenommen. Zu unserem Glück kam sogar noch kurz die Sonne aus dem sonst so wolkenverhangenen Himmel hervor und ließ uns eine sehr schöne Pause genießen.
Anschließend wechselten wir wieder auf die deutsche Flussseite und gingen dann noch einige Kilometer am Ufer entlang, bis unsere Route abbog und uns wieder bergan führte. Der Anstieg war zwar nicht allzu steil, aber doch sehr langgezogen. So kamen wir dann wieder ein wenig außer Atem oben an, um dann noch einmal über einen anderen Weg den Waldlehrpfad bei der Waldhusche zu begehen.
Erschöpft und glücklich diese Tour noch gemacht zu haben, kamen wir nach insgesamt 16 Kilometern wieder bei Carthi an. Wir waren wieder einmal stolz auf den Hund und uns, dass wir diese Herausforderung gemeistert hatten.