100% Steigung 08.05.2019
Heute sollte ein weiterer Guide „Dudek“ hinzustoßen. Der lokal sehr erfahrene Guide kannte die Gegend wie seine Westentasche und hatte entsprechend anspruchsvolle Strecken im Gepäck. Gemäß Elmar würde jetzt der richtige Offroad Teil folgen. Alles vorher war nach seiner Meinung eher straßenmäßig gewesen, okaaaaay!
Na das konnte ja was werden. Aber dafür waren wir ja hier. Einfach mal sehen, was so geht und worauf wir wirklich Lust haben. Uns wurde auch mehrfach versichert, dass man jederzeit eine leichtere Alternativstrecke nehmen konnte, also nicht alles mitmachen musste. Zumindest dann, wenn man es auch umfahren konnte.
Derart beruhigt machten wir uns kurz nach Zehn auf den Weg. Bereits die Anfahrt zu dem ersten eigentlichen Offroad-Parcours war interessant. Auf ein mal ging es direkt neben einer Hecke entlang. Sehr tiefe Auswaschungen der Spuren hatten zur Folge, dass wir recht früh mit Oscar den Boden unter unseren Füßen fühlten. Man konnte die Spur auch nicht parallel auf dem mittleren Hügel umgehen, da man von einem Stacheldraht Weidezaun und einer sehr dichten dornenbewehren Hecke eingeschlossen war. Also alle Angst um den Unterboden beiseite schieben und mutig voran – der Unterbodenschutz wird schon die wichtigsten Teile vor dem totalen defekt bewahren.
Gefühlt rutschten wir eine Strecke von mindestens 200 Meter quasi auf unserem Hosenboden hinter den anderen Fahrzeugen her. Hier fehlt Oscar auf jeden Fall ein wenig Bodenfreiheit. Umso erstaunter war ich, dass die Reifen uns kontinuierlich vorwärts schoben. Eine Fremdbergung war also nicht notwendig.
Trotzdem schaute ich nachdem die Passage bezwungen war lieber mal unters Auto, um mögliche Defekte und austretende Flüssigkeiten schnell zu identifizieren. Aber gottlob war alles gut gegangen. Außer Dreck nichts zu sehen.
Nachdem alle Fahrzeuge die Auswaschungen hinter sich gebracht hatten ging es auf einer Schotterpiste voran bis zu einem ersten Offroad Gelände. Als wir dort schon sahen, wie sogar die Fahrzeuge mit mehr Bodenfreiheit direkt bei der Einfahrt in das Gelände über die Seitenschweller und den Unterboden rutschten, kniffen wir. Das besahen wir uns lieber erst einmal ohne selbst mitzufahren. Im Nachhinein betrachtet hätten wir es sicherlich auch gemeistert. Aber man muss sich und dem Auto ja erst einmal mehr zutrauen. Und man will ja nicht direkt am ersten richtigen Offroad Tag etwas kaputt machen.
So spielten die anderen Teilnehmer mit ihren Fahrzeugen und wir mit dem Hund. Nebenbei noch ein paar nette Fotos machen und die Sonne genießen. War auch ganz schön.
Als alle wieder auf der Piste waren, ging es erst einmal Richtung Mittagspause. Hier hatten sich die Veranstalter auch etwas Nettes ausgedacht. Ein Berg mit einer 100% Steigung sollte hochgefahren werden. Oben angekommen gab es dann Mittag. Es war also ein 45° Anstieg zu bezwingen.
Da wir bereits bei unserem Offroad Intensivtraining etwas ähnliches gemacht hatten und die Fahrspur trocken und staubig war, traute ich das dem Auto ohne weiteres zu. Nachdem wir eher mittig in der Kolonne standen konnten wir das Spektakel schon einmal bei andern Fahrzeugen bewundern. Niemand hatte Probleme mit dem Berg. So fuhren auch wir dann entspannt nach oben. Oscar ist halt doch ein echter Geländewagen.
Nach der verdienten Mittagsrast ging es weiter. Also zunächst einmal wieder den Berg auf demselben Weg hinunter. Ich kramte rasch in der Erinnerung: Untersetzung rein, Automatik auf den kleinsten Gang, bei uns „L“ für Low und rollen lassen. Der Wagen bremst sich dann selbst ein. Bremsen nicht nötig. Lediglich bevor man unten angekommen auf einen Baum zufährt.
Und so ging es dann auch unspektakulär wieder hinab. Wir hatten aber auch wirklich Glück mit dem Wetter. Wenn der Untergrund nass und rutschig ist steigt sicher die Herausforderung entsprechend an. Aber trotzdem war es auch so ein komisches Gefühl, schaffte aber auch Vertrauen ins Fahrzeug.
Dies sollte aber nicht die letzte Herausforderung des Tages sein. Wieder ging es über Pisten hin zu einem weiteren Offroad Gelände. Hier machten wir dann von Anfang an mit.
Mit frisch gestärktem Selbstbewusstsein meisterten wir enge Passagen, steile Kuppen, eine Fahrt durch mannshohes Schilf und am Ende sogar unsere erste richtige Wasser, beziehungsweise Schlammpampe Durchfahrt. Da geriet Anja richtig in Verzückung und rief direkt nach mehr. Komisch, dass Wasser auf einmal ihr Element wird. Elmar konnte uns beruhigen. Es würde in den folgenden Tagen noch was kommen.
Auf dem weiteren Weg in Richtung Nachtlager gab es noch einmal einen Abstecher in die Pampa. Nachdem sich dann aber schon Dudek festgefahren hatte und nur mit Hilfe der Winsch wieder auf griffigen Boden gelenkt werden konnte, beließen wir Teilnehmer es dabei. Das wollte dann kein Anderer probieren, insbesondere, da die Zeit fortgeschritten war und das Camp danach rief bezogen und das Lagerfeuer angefacht zu werden.
Am Platz angekommen mussten wir uns erst einmal gegen zahlreiche Mücken erwehren. Recht bald roch es nach allerlei verschiedener Mückenabwehrmittel. Wir mussten dann trotz aller Vorsichtsmaßnahmen direkt häufiger den „Buzzer“ einsetzen. Tja die Natur hat auch seine hinterhältigen kleinen Blutsauger, die den Aufenthalt im Freien unangenehmer machen. Am Lagerfeuer war es dann abends jedoch erträglicher und auch in der Nacht hatten wir kein nerviges Summen, welches den Schlaf behindert hätte.
nix für die Defender 09.05.2019
Nach der täglichen Morgenroutine ging es wieder pünktlich auf in die nächste Etappe. Erst einmal hieß es staubige Schotterpisten bezwingen. Schon gemein, wie der Staub die Sicht nimmt. Da hieß es Abstand halten, was zwar das Kolonnenfahren erschwerte, da man eventuell einen Abzweig verpasst aber immer noch besser, als die Vollbremsung des Vordermanns zu übersehen und eine Kaltverformung am Metall des Wagens vorzunehmen.
An diesem Tag konnten wir auch ein kleines Weidezaun-Strom-Tänzchen des polnischen Offroad Profis bewundern. Wir mussten einen kleinen Abstecher über ein eingezäuntes Stück machen. Dies war im Vorwege mit dem Besitzer abgestimmt und unser letztes Fahrzeug verschloss die Drahtumzäunung am Ende selbstverständlich wieder ordnungsgemäß. Eine isolierte Zange verhinderte hier weitere Strom-Eskapaden.
Im weiteren Verlauf umfuhren wir dann ein Schlammloch, nachdem dort schon die Winden von anderen Teilnehmern zum Einsatz kamen. Aber da es lediglich um 15 Meter genau neben einem gut befahrbaren Stück ging, empfanden wir dies nicht als Schwäche oder Unvermögen.
Kurz danach konnten wir sehen, wie sich Elmar mal wieder nur mit Fremdhilfe aus einer Stelle befreien konnte, wo er sich absichtlich hineinbegeben hatte:-). Nachdem dann alle weiteren Fahrzeuge nicht in der Spur, sondern kurz daneben tadellos durchfuhren, taten wir es ihnen gleich. Kein Problem.
Die Mittagsrast legten wir dann wieder an einem schönen Picknickplatz direkt an einem See ein. Wir nutzten die Zeit um erst einmal ein wenig mit Jule umherzulaufen. Die Bewegung für den Hund kam in diesen Tagen ein wenig zu kurz, obwohl wir regelmäßig unsere Runden drehten und auch entsprechende Spielpausen einlegten.
Nach dieser Pause kam dann das wohl anspruchsvollste Stück der Tour. Zunächst sah noch alles harmlos aus. Wir sahen sogar einen Angler mit seinem Golf Kombi am Rand stehen. Doch je weiter wir entlang des Weges am Ufer eines Sees vordrangen, desto dichter standen die Bäume. Dies war dann zunächst eine wahre Prüfung für den teilnehmenden Dodge Ram. Er war trotz eingeklappter Spiegel einfach zu breit für den auserkorenen Weg. Also wurde aufwändig eine Alternativroute noch weiter am Seeufer gesucht. Da es dort auch zum Wasser hin abfiel, musste letzten Endes ein weiteres Fahrzeug mittels Winde das Heck des Dodge sichern und so wurde das Auto langsam am Ufer gedreht, bis der Wagen aus eigener Kraft aus der Senke die folgende Steigung dank Motorleistung erklimmen konnte.
Der Pajero nahm dann als direkt vor uns fahrendes Fahrzeug den eigentlichen Weg in die schlammbedeckte Senke und schaffte auch den darauf folgenden Anstieg. Nun kamen wir. Bei anderen Fahrzeugen sah es so einfach aus. Aber wenn man dann hinter der Motorhaube den Boden nicht sehen kann und langsam einseitig über die Kante rutscht, dann ist das schon schlimmer, als von außen zu erahnen.
Oscar kippte langsam in Fahrtrichtung nach unten, dann kam die Engstelle zwischen zwei Bäumen und das Schlammloch, aus dem man den Schwung für den Anstieg mitnehmen musste, der im rechten Winkel nach passieren der Bäume folgte.
Oscar ging bergab, ich durchfuhr die Bäume schadlos, aber blieb dann am Berg hängen. Nicht genug Schwung. Also noch einmal rückwärts in das Schlammloch und Anlauf nehmen. Viel war da jedoch nicht, also direkt im zweiten Gang mit durchgetretenem Bodenblech probieren. Und siehe da, wir schafften den fiesen steilen Hügel, der zu allem Überfluss dank Wurzelwerk noch eine steile Kante aufwies. Aber wir waren froh dieses Stück gemeistert zu haben. Oben stellten wir Oscar erst einmal ab und gesellten uns zu den anderen Teilnehmern, um zu schauen, wie die es schafften. Jetzt kamen noch die fünf Defender und so dachte ich, dass es recht zügig gehen würde. Aber weit gefehlt….
Alle Fahrzeuge kamen problemlos durch die Bäume in die Senke. Aber aus dem Schlammloch heraus benötigten vier der fünf Defender Unterstützung per Seilwinde. Entsprechend lang dauerte das Prozedere alle Fahrzeuge nach oben zu winschen. Vielleicht hatten wir einfach noch Glück, dass unsere Reifen mehr Grip bekamen und die Spur noch nicht so ausgewaschen war, oder Oscar ist in Wahrheit Kletterkünstler. Wie dem auch sei. Wir waren recht Stolz und hatten wieder viel über den Einsatz der Seilwinde gelernt und mussten erkennen, dass ein Defender im Gelände halt auch nicht unschlagbar ist. Dieser Mythos haftet dem Fahrzeug ja ebenso an, wie z.B. dem Jeep Wrangler.
Nach dieser zeitraubenden Etappe ging es dann im Hinblick auf die Uhrzeit auf Nebenstrecken zum abendlichen Lagerplatz. Unterwegs gab es noch ein kleines Kommunikationsproblem, so dass die Kolonne kurzzeitig getrennt wurde. Doch Elmar konnte die verlorenen Schäfchen rasch auffinden und einsammeln, so dass wir nochmals gemeinsam das Lager bezogen.
Eine kleine Erfrischung im See und anschließend Grillen und am Lagerfeuer den Tag Revue passieren lassen. Einmalig!
Wo ist das Problem? 10.05.2019
Nach der täglichen Fahrerbesprechung ging es heute zunächst einmal auf Feld- und Waldwegen voran. Der polnische Guide Dudek führte uns durch ein Gebiet, welches wohl auch manchmal von Offroad Trophy Veranstaltern genutzt wird. Es ging zunächst unscheinbar in den Wald hinein. Dann kam jedoch eine immens ausgewaschene Passage, die wir dank der Trockenheit sehr gut bewältigen konnten. Gemäß Reiseleitung könnte man dort sonst bei Matsch entsprechend viel Zeit verbringen.
Zur Mittagszeit konnten alle nochmal Ihre Fahrzeuge „waschen“ und mittels kleiner Flussdurchquerung erreichten wir den Mittagsplatz. Dort wurden dann auch entsprechend Gruppenfotos gemacht, um die gesamte Truppe fachgerecht auf Speicherkarten zu verewigen.
Anschließend erreichten wir nochmals ein tolles Gelände, wo die Fahrzeuge und Fahrer nochmal ihr Können unter Beweis stellen konnten.
Doch das Highlight des Tages, die Sandkuhle, sollte noch folgen. Und so gaben wir dann auch kräftig Gas, um rechtzeitig an dem Sandspielplatz anzukommen. Dort wurden wir in die Richtige Mischung aus Gas, Gas und noch mehr Gas eingewiesen, um einen Sandhügel hinauffahren zu können. Dank Oscars Automatik und die direkte Vorwahl des zweiten Gangs konnten wir einfach das Pedal durchtreten und gelangten nach oben. Wir waren mal wieder stolz auf unseren „Oscar“ und konnten es uns auch nicht verkneifen den anderen Teilnehmern dies zu zeigen. Denn es schafften nicht alle im ersten Anlauf und manche mussten auch nach mehreren Versuchen letztlich kapitulieren. Wieder ein Punkt für den alten Landcruiser.
Video von Elke
Abends bezogen wir dann wieder einen sehr tollen Platz am See. Die Meisten richteten dann schon wieder die Fahrbereitschaft her, um die Etappe in die Heimat antreten zu können. So wurde der Reifendruck wieder auf Straßenniveau angehoben, ein Reifen musste noch gewechselt werden und derart mehr.
Wir erlebten dann noch einen bilderbuchreifen Sonnenuntergang, bevor wir uns nochmal um das Lagerfeuer scharten und diverse Restbestände vertilgten. Es kam schon ein wenig Wehmut auf, dass die Tour nun zu Ende war. Am nächsten Morgen gingen alle Ihrer Wege.
Wir hatten wirklich sehr sehr viel Spaß an der Tour und die Erlebnisse werden uns noch lange in positiver Erinnerung bleiben.
PS: Weil uns die Reise mit Abenteuer4x4 so gut gefallen hat, haben wir schon die nächste Reise mit Abenteuer4x4 gebucht. Für uns geht es Ende August in die Westalpen!
Hier geht es zu Teil 1.