Urlaub 2020 Schweden Tag 13 bis 17

05.10.2020 ein Hundeverbot macht uns einen Strich durch die Planung

Morgens, als die Rezeption besetzt war, fragten wir dann direkt mal nach einem Optiker. Jokkmokk war schließlich schon etwas größer. Die ernüchternde Antwort: welcome to the North of Sweden! Wir müssten entweder nach Gällivare oder Boden fahren. Beides über 100 km entfernt. Da ja die Ersatzbrille vorhanden war, vertagten wir den kurzen Abstecher, da wir später auf dem Weg nach Abisko eh an Gällivare vorbeikommen würden.

Stattdessen kauften wir quasi beim „Schlachteroutlet“ Rentierschinken und Trockenfleisch, besuchten die wunderschöne Kirche in Jokkmokk und fanden beim Museum heraus, dass Montags geschlossen war. So machten wir noch einen Abstecher zum botanischen Garten, der saisonbedingt ebenfalls geschlossen hatte. Da wir eine weitere Nacht auf dem Campingplatz bereits gebucht und gezahlt hatten, wollten wir auch zurückkehren. Neuer Plan. Wir fahren zum Muddus Nationalpark und machen dort eine Wanderung. Sind zwar auch so einige Kilometer, aber was soll´s. Hier in Schweden sind die Entfernungen einfach größer und bei dem nieseligem trüben Wetter hatten wir nichts besseres vor.

Auf der Fahrt musste man bei einem Kraftwerk über einen Staudamm fahren. Die tiefer gelegene Flussseite war komplett trocken und bot so einen interessanten Anblick auf das felsige bizarr geformte Flussbett. Kurz darauf ging es dann über eine Schotterpiste zum Einstieg der Wanderung.

Am Parkplatz angekommen dann die Enttäuschung. Schilder wiesen uns unmissverständlich darauf hin, dass Hunde hier nicht erlaubt seien. Mist. So drehten wir auf der Schotterstraße und einem kleinen Weg eine Runde mit dem Hund und fuhren wieder zurück nach Jokkmokk. Irgendwie war uns das Glück heute nicht hold.

In Jokkmokk bogen wir dann noch rasch in eine Wohngebiet ab, da von dort kurze Wanderwege in die Umgebung abgehen sollten. Wir fanden einen Platz zum Parken und konnten dann auf der angebrachten Hinweistafel diverse Runden unterschiedlicher Länge erspähen. Doch noch einmal Glück gehabt. Wir unternahmen dann eine sehr schöne Wanderung auf schmalen Pfaden. Es ging über die bekannten Bohlenstege, nasse Passagen und Gestein. Alles dabei. Wir waren besänftigt.

Gegen kurz nach Mittag waren wir dann wieder auf dem Platz und Anja konnte sich noch dem Homeoffice widmen. Abends füllte sich der Platz noch zusehends und ich hatte beim Abwasch noch eine sehr nette Begegnung mit der Baltic Camper Crew.

06.10.2020 über Gällivare Richtung Kiruna

Wir wollten unsere Standzeit noch ausreizen und mussten erst gegen 13:00 Uhr den Platz verlassen. Das nutzte Anja dann nach dem Frühstück für eine weitere Homeoffice Session, während ich mich dem Blog widmete und den Hund bespaßte. Ein wenig Aufräumen, gerade auch im Fahrerhaus stand auch noch an, so dass wir pünktlich kurz vor 13 Uhr gut gepackt abmarschbereit waren. Unsere Wasservorräte hatten wir auch noch einmal ergänzt und dann ging es los nach Gällivare, den Optiker aufsuchen. Leider wurde uns dort attestiert, dass eine Reparatur nicht möglich war. Schade. Aber in Deutschland probieren wir es nochmal. (PS: Die Brille war tatsächlich nicht mehr zu reparieren) Und falls die Ersatzbrille auch den Geist aufgibt könnte man den Bügel mit Panzertape oder Kabelbindern evtl. so fixieren, dass man die Brille zumindest nutzen kann. Optisch sicherlich gewöhnungsbedürftig aber besser, als ohne Brille.

Nach einem kleinen Stadtrundgang, der aufgrund der örtlichen Gegebenheiten recht kurz ausfiel, machten wir noch einen Einkauf und fuhren dann in Richtung Kiruna. Wir suchten uns vor Kiruna noch einen schönen Schlafplatz und sortierten abends schon einmal ein paar Fotos bei süßem Gebäck und frischem Tee.

07.10.2020 Abisko und Polarlichtjäger

Die Nacht war regnerisch aber sehr ruhig. Morgens ging der Regen weiter und wir machten uns bei Zeiten auf den Weg.

Wir folgten weiter der E10 Richtung Abisko und machten dann aufgrund des Wegweisers einen Abstecher in Richtung Eishotel in
Jukkasjärvi. Es war gerade fast regenfrei und so parkten wir ganz am Ende einer Straße noch hinter dem kleinen Sami Museumsdorf, was sich ebenfalls in dem Ort befand.

Wir konnten dann zu Fuß noch ein paar eingezäunte Rentiere bewundern, gingen einmal durch das Museumsdorf mit den nachgebauten Hütten und schauten am Eismuseum nach den Eintrittspreisen. Eine Übernachtung war nur in bestimmten Zeiten vorgesehen. Den Rest des Jahres beherbergte das Gebäude offenbar Eisskulpturen, die als Ausstellung zu besichtigen waren. Da wir den Eintrittspreis nicht zahlen wollten und den Hund ja auch zu 90% Wahrscheinlichkeit nicht hätten mitnehmen dürfen, ließen wir diesen Besuch aus.

Aufgrund eines weiteren Straßenschildes „ESA Satellitenstation“ machten wir noch einen kurzen Abstecher dorthin. Aber es handelte sich nicht um eine offen zugängliche Einrichtung mit Bilder von Polarlichtern oder Satellitenstarts, geschweige denn, um ein Observatorium bzw. eine Sternwarte. Man sah von außen lediglich eine große Parabolantenne. So drehten wir nach kurzer Picknickpause wieder um und setzten die Fahrt Richtung Abisko weiter fort.

Begleitet von dichtem Nebel ging die Fahrt weiter. So konnten wir von Kiruna relativ wenig sehen, was sich auf der Rückfahrt jedoch auch als Segen herausstellte. Hübsch waren die Wohnblocks nicht gerade.

tolle Lichtstimmung

Auf dem Weg nach Abisko besichtigten wir einige potentielle Schlafplätze, bis wir schließlich doch den Ort erreichten, für viel Geld tankten, der Literpreis war immens in die Höhe geschnellt, und schließlich eine tolle kleine Wanderung (Rother Nr. 26) am „Cayon“ neben dem Touristenbüro absolvierten.

Auf einem Parkplatz nördlich von Abisko schlugen wir nach der Wanderung das Nachtlager auf. Abends parkte noch ein Wohnwagengespann und ein Bulli neben uns. Gegenüber standen bereits zwei Wohnmobile. War wohl ein recht beliebter Platz, aber auch die vermutlich ruhigste Alternative in dieser Gegend. Straße und nahe gelegene Bahnstrecke, die neben Personenverkehr auch Güterverkehr beinhaltete, waren jedoch nicht zu leugnen.

Als wir schon friedlich schlummerten klopfte es gegen Mitternacht an unsere Tür und eine deutsche Stimme fragte, ob wir denn auch Polarlichter beobachten wollten. Klar wollten wir! Rasch aus dem kuscheligen Bett und ab in die nieselfeuchte Kälte. Wir konnten am Himmel nicht so recht viel entdecken aber ein in Schweden lebender Däne war professioneller Fotograf und hatte mit seinem Equipment bereits Polarlichter im Bild festhalten können. Die anderen Deutschen gehörten zu dem Bulli (Endless Footprints auf Instagram).

Verschlafen, wie wir noch waren hatten wir unser Stativ und die Kamera gar nicht mit aufgebaut. Wir konzentrierten uns auf den Himmel, bekamen jedoch nicht wirklich etwas zu sehen. Stattdessen gab es sehr nette Gespräche mit allen Anwesenden. Auf Deutsch und Englisch ging die Konversation gut voran. Gegen halb drei verschwanden wir leicht durchgefroren wieder in der Büchse und schliefen noch ein wenig. Vielleicht wird es ja morgen etwas mit den erhofften Polarlichtern.

08.10.2020 Fjällwanderung und Hoffen auf „grünes Licht“

Beim Aufstehen war es trocken, jedoch ein wenig bewölkt. Aber es war sogar noch Sonnenschein angesagt, so dass wir auf die Polarlichter hoffen konnten. Wir hatten direkt einen tollen Blick auf die umliegenden Berge und das Gewässer. Ein tolles Panorama.

Anja musste wieder ein wenig arbeiten und als wir gegen Mittag auf eine kleine Wandertour wollten sprach uns der Fotograf Kenneth noch auf den Vorabend an und meinte, dass er uns das Foto mit unserem Auto und dem Polarlicht per E-Mail gesandt hätte. Wir waren begeistert und wollten ihn irgendwie entlohnen, aber statt Geld wollte er nur etwas Tee haben, da seine Vorräte alle waren. Wir packten ein kleines gemixtes Carepaket aus allen verfügbaren Teesorten und konnten uns so ein klein bisschen erkenntlich zeigen.

Wir starteten dann auf unsere Wandertour Nr. 30 aus dem Lappland Reiseführer. Zunächst wollten wir nur die Kirche und den Friedhof besichtigen, aber da wir noch Zeit hatten, sollte es auch noch zum Kratersee gehen.

Die Kirche war nach kurzem Anstieg erreicht. Der Reiseführer hatte nicht gelogen. Es war eine recht niedliche Kirche, die Top gepflegt und sogar offen war, so dass wir einen Blick hinein riskieren konnten. Das Innere versprühte den rustikal gemütlichen Charme, der mit dem hellen Holz einhergeht. Irgendwie sehenswert und beileibe nicht so düster, wie viele Steinkirchen bei uns.

Dann ging es mäßig weiter bergan, bis wir den Friedhof erreichten. Dieser war nicht einmal mehr in Sichtweite der Kirche, aber schien dazu zu gehören. Auf dem Areal waren einige der beim Bau der Eisenbahnstrecke ums Leben gekommenen Arbeiter zur Ruhe gebettet worden. Aber neben den alten Jahreszahlen konnten wir auch neuere entdecken, so dass der Friedhof offenbar auch heute noch belegt wird.

Für uns ging es zu Fuß rasch über die Bahnschienen, um gleich darauf von einem sehr steilen Stück ausgebremst zu werden. Da ging es mehrere Stockwerke auf einem kleinen Pfad einfach nur bergauf. Da konnte man sich die Frage nicht verkneifen, wie hier denn die Mountainbike Reifenspuren herkamen. Uns war das zu Fuß schon zu anstrengend und fast zu gefährlich – aber mit dem Rad? Alle verrückt!

Etwas außer Atem gelangten wir wohlbehalten und belohnt von beeindruckender Aussicht am Kratersee an. Wirklich imposant und im Sommer sicherlich eine schöne Möglichkeit zu baden. Das war uns jedoch zu kalt. Das Wetter spielte gut mit und war sonnig. Hier oben auf dem Fjäll war es zwar nicht recht warm, aber unserer Laune tat dies keinen Abbruch. Da wir wenig Lust hatten die steile Passage wieder bergab zu klettern, entschlossen wir uns den kompletten Rundweg zu gehen. So mussten wir uns zwar ein wenig beeilen, damit wir nicht von der Dämmerung überrascht würden. Aber jetzt sollten kaum noch Anstiege folgen, so dass wir uns das zugetraut haben.

So liefen wir dann ein wenig rascher über die tolle Hochebene mit den vielen imposanten Ausblicken, bis wir nach einem weiteren See auf einmal kurz gemähten gepflegten Rasen sehen konnten. Ein Golfplatz. Wir waren also schon am Rande von Björkliden.

Nun ging es vorbei am dortigen Campingplatz hinab zur Bahnstrecke. Die querten wir noch einmal, um dann nahezu parallel dazu etwas unterhalb der Bahntrasse den Rückweg anzutreten. Unsere Zeitplanung war annähernd perfekt, denn kurz nach 17 Uhr waren wir zurück am Parkplatz. Pünktlich vor Sonnenuntergang und Dämmerung.

Für uns gab es dann erst einmal Abendessen und anschließend bereiteten wir uns auf die hoffentlich kommende Polarlichtnacht vor. Also rechtzeitig Tee kochen und warme Sachen anziehen. Das Stativ für die Kamera aufbauen und ganz doll hoffen.

Es wurde immer dunkler und auch die anderen Polarlichtjäger erschienen wieder auf der Bildfläche. Leider sah die Prognose gar nicht gut aus, aber wir probierten zumindest die empfohlenen Einstellungen der Kamera aus, damit auch wir gute Nachtaufnahmen machen konnten.

Kenneth stand uns mit Rat und Tat beiseite und zeigte uns paar Tricks, damit das mit dem Licht und dem Kontrast auch einigermaßen klappt, im Rahmen der Möglichkeiten unserer vergleichsweise günstigen Kamera. Die Profikamera von Kenneth machte irgendwann Probleme, so dass wir uns zu dritt in unsere warme Büchse verzogen, damit sich die Technik aufwärmen konnte. War zwar eng, ging aber auch. Polarlichter gab es dann leider keine mehr, aber wir haben trotzdem viel über unsere Kamera gelernt und nebenbei unser Englisch auffrischen können.

09.10.2020 Wanderung Abisko und Fahrt nach Nikkoluauta

Diese Nacht war dann etwas unruhiger, da die Bahn offenbar häufiger fuhr oder einfach nur häufiger ihr Signal bei der Tunneleinfahrt lauthals herausposaunte. Jedenfalls entschlossen wir uns aufgrund der nahegelegenen auch nicht sehr leisen Straße und der Bahntrasse zur Abreise. Die Chance auf Polarlichter war laut diverser Apps und Beratschlagung mit den anderen „Polarlichtjägern“ auch nicht sonderlich aussichtsreich, so dass wir zunächst nach Abisko fuhren und dort eine Abwandlung mehrerer Routen aus dem Reiseführer angingen.

Von der Touriststation ging es zunächst am Fluss entlang, der uns rauschend und mit viel Getöse beeindruckte und begleitete, bis er flussaufwärts breiter und zahmer wurde. Auch die umliegenden Berghänge konnten mit Wasserfall und Schneeflächen punkten. Eine tolle Aussicht bei schönem Wetter.

unbeschreibliche Ausblicke

Als wir beim „Meditationsplatz“ angekommen waren, bogen wir auf den Kungsleden ab, um unsere Runde zu erweitern. Nachdem wir diesen wieder verlassen hatten, wurde die Beschaffenheit etwas mäßiger. Viele der Bretter über die sumpfigen Moorgebiete waren angerottet und man musste gut aufpassen keine nassen Füße zu bekommen. So gingen und hüpften wir von trockener Stelle zu trockener Stelle und bewegten uns in weitem Bogen zurück Richtung Abisko.

An einer Stelle konnte ich mit einem großen Satz auf Holzbohlen landen, die dann zum Teil unter Wasser tauchten, mich jedoch hielten. Anja beurteilte die Situation anders und brauchte vier Anläufe und eine gefühlte halbe Stunde, um diese Passage zu meistern. Erst einmal jede Umgehung kurz testen, Informationen sammeln, wieder testen. Dann doch wieder zurück und neu ansetzen. Ich war hin- und hergerissen zwischen Lachen und Weinen. Jule konnte das alles natürlich gar nicht verstehen, denn das kleine Energiebündel brachte die Bohlen aufgrund des geringen Eigengewichtes ja nicht einmal zum Untertauchen. Situationskomik pur.

Nachdem dieses unüberwindliche feuchte Hindernis gemeistert war, ging es dann flott weiter. Wir kamen dann noch zum Sami Dorf, wo wir einige Hütten, Ställe und andere Lager besichtigen konnten. Der weitere Rückweg führte uns dann durch eine tolle Unterführung, die kunstvoll bemalt und mit extra ausgesuchter Musik beschallt wurde. Von dort waren es nur wenige Meter zurück zum Parkplatz der Touristinfo.

liebevoll gestaltete Unterführung

Aufgrund unseres Hochzeitstages wollten wir noch einen Wein käuflich erwerben und etwas leckeres zum Essen besorgen. Die Idee war Grillen und Holzfeuer mit Rotwein. Also probierten wir unser Glück im einzigen Supermarkt von Abisko, wo auch ein Systembolaget und eine Tankstelle ansässig waren. Leider bekamen wir weder Holz, noch Bier oder Wein. Die Sachen aus dem Systembolaget mussten hier alle vorbestellt sein und standen unter strengem Verschluss. So blieb uns ein fast alkoholfreies 3,5 % Bier und für Anja ein Cidre. Wenigstens gab es abgepacktes Entrecote, so dass wir auch spontan grillen konnten – wenn wir Holz finden würden.

Auf der weiteren Fahrt in Richtung Kiruna – eine andere Straße gibt es ja praktisch nicht, hielten wir an jedem Rastplatz und jeder Feuerstelle, um nachzusehen, ob irgendwo trockenes Brennmaterial vorhanden wäre. Überall Fehlanzeige.

Noch vor Kiruna bogen wir dann Richtung Nikkaluokta ab und fuhren die Straße bis zum Ende durch. Hier sollte ein Campingplatz sein. Dieser war gut zu finden, denn er lag einfach dort, wo die Straße aufhörte. Obwohl unsere Handys etwas anderes besagten war der Platz schon offiziell geschlossen. Da jedoch eine Jugendgruppe in Hütten beherbergt wurde, durften wir die Dusche und WC benutzen und konnten sogar etwas Brennholz kaufen. Toll! Der Abend war gerettet! Nach erfrischender Dusche konnte wir noch grillen, lange am Lagerfeuer sitzen und den Tag ausklingen lassen.

Vorheriger Beitrag
Urlaub 2020 Schweden Tag 10 bis 12
Nächster Beitrag
Urlaub Schweden 2020 Tag 18 bis 23

Ähnliche Beiträge

Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.