24.09.2020 Die ersten Reisetage – ab in den Norden
Zunächst war für uns geplant im April und Mai 2020 einmal um die komplette Ostsee zu reisen.
Aufgrund Corona fiel dieser Plan ja leider aus. Nun hatten wir aber noch durch geschicktes Zurückgeben, Neuplanung und Überstunden hinbekommen 6 Wochen freie Zeit ab dem 28.09. bis 09.11.2020 freizuschaufeln.
Nun war es in den letzten Wochen vor der geplanten Abreise leider so, dass die Durchschnittswerte der Infektionszahlen je 100.000 Einwohner für Deutschland in die Höhe schnellten. Bedeutete für uns, dass wir mit einem Wert von über 25 leider diverse Grenzen nicht überfahren dürften. Derzeit war der Wert bei 24,3, was ausreichen würde. Aber die Berichte über steigende Infektionszahlen in diversen Medien bedeutete nichts Gutes. Hinzu kam, dass erste Regionen von Dänemark zum Risikogebiet seitens Deutschland ernannt wurden. Und mit Absicht in eine Risikoregion zu reisen hätte entsprechend ggf. negative Auswirkungen auf die Quarantäne bei Rückkehr.
Also überlegten wir hin und her und kamen schließlich zu der Überlegung noch am Donnerstag Abend die Grenzen von Dänemark und Schweden zu passieren. Die neuen Zahlen sollten ab dem Freitag gelten, so dass wir noch sorgenfrei über die Grenzen fahren könnten. Leider hatte dies jedoch auch zur Folge, dass wir eine Familienfeier versäumen würden, auf die wir uns wirklich gefreut hatten.
Nach langer Abwägung, und nachdem ich mit dem Arbeitgeber geklärt hatte, ob ich den Freitag und Montag per Homeoffice arbeiten könnte, fiel dann die Entscheidung. Donnerstag noch normal arbeiten, Heimfahrt, rasch die restlichen Sachen einräumen und ab gen Norden. Gegen 17:30 Uhr war Abfahrt. Den Weg bis zur dänischen Grenze konnten wir bis auf die üblichen Scherereien am Elbtunnel recht zügig absolvieren. Anja fuhr das erste Stück, und ich konnte mich entspannen.
Bei Quickborn dann der erste kurze Stop bei McDonalds, den wir auch gleich für eine Gassirunde mit dem Hund nutzten. Dann weiter – immer gen Norden. Nahe Flensburg, dann noch einmal einen Parkplatz angefahren. Hund kurz im Dunkeln raus gelassen und rasch Fahrerwechsel vollzogen. Anja wollte nicht über die Grenze fahren und meinte ich sähe harmloser aus. Na das bezweifle ich ja – aber egal.
An der dänischen Grenze dann die erste Erhöhung des Pulsschlags. Wir wurden heraus gewunken. Was das wohl bedeutet?
Aber die Nervosität verflog dann recht rasch. Die Ausweise wurden kontrolliert oder sogar gescannt. Das konnten wir nicht so recht erkennen. Dann noch die Frage zum Reisezweck und die Erkenntnis, dass Dänemark nur zum „Transit“ befahren werden sollte und schon konnte es weiter gehen.
Mit entsprechenden Pausen für den Hund und uns ging es dann in einem Rutsch bis über die Brücke über den großen Belt. Maut entrichten, zumindest war so der Plan. Beim ersten Versuch streikte die Karte am Automaten. Oh Nein – Schweißausbruch- also nochmals probiert und dann klappte es. Danach kam direkt die schwedische Kontrolle. Nochmals ein wenig Aufregung, denn die Grenzbeamtin konnte oder wollte nicht so recht verstehen, was wir um 00:30 Uhr hier wollten. Nach mehrmaligen Versuchen zu erklären, dass wir zu den Polarlichtern und den Abisko Nationalpark wollten, ließ sie es dann aber dabei bewenden und wir durften weiter. Puh- auch diese Hürde genommen.
Als Übernachtungsplatz hatten wir uns einen kleinen Wanderparkplatz nahe Malmö auserkoren, denn wir waren schon ein wenig geschlaucht von der Tour. Auf dem Weg fort von der Stadt wurde der Lichtschein immer schwacher und die Umgebung immer bewaldeter. Plötzlich tauchten im Fernlicht die ersten Rehe auf, die gemütlich die Straße überquerten und in Scharen auch am Straßenrand standen. So tuckerten wir dann mit 30 km/h weiter, um nicht noch kurz vor dem Etappenziel ein Tier auf der Haube zu haben.
Am Parkplatz rasch das Bett gebaut und erst einmal ab in die Federn. Da der Internetempfang recht dürftig war und ich am Freitag noch Homeoffice sicherstellen musste, stellten wir uns den Wecker, um rechtzeitig zu einem neuen Parkplatz mit besserem Empfang fahren zu können.
25.09.2020 Arbeit und erstes Wochenende in Schweden
Nachdem wir bereits gegen 5 von Waldarbeitern geweckt wurden, deren Maschinen in der Nähe ein wenig Lärm erzeugten, dösten wir noch bis 06:00 Uhr dahin, um dann rasch abfahrbereit zu sein. Wir wechselten den Parkplatz, fanden hier tollen LTE Empfang und während ich das Homeoffice besetzte, machte Anja uns leckeres Frühstück. Arbeiten mit frischem Kaffee macht einfach mehr Spaß!
Nachdem ich den Arbeitstag am Freitag erfolgreich absolviert hatte, wollten wir eigentlich zu einer kleinen Wanderung fahren. Aber der Regen wurde stärker und so hieß es erst einmal rasch eine Tankstelle suchen, ein wenig Einkaufen, Bargeld in einheimischer Währung besorgen und erst einmal gen Norden. Strecke machen. Mit dem Tankautomaten kamen wir alsbald zurecht. Der Einkauf war auch ganz entspannt – nur teurer als gewünscht.
Das mit der Strecke war dann eher Nebensache, da wir Nebenstraßen fuhren und noch einen kurzen Wanderstopp einlegten. Der Hund brauchte ja auch mal ein wenig Auslauf. So flanierten wir einsam an einem See entlang. Lag vermutlich am fiesen Nieselregen.
Für die Übernachtung hatten wir uns den Stellplatz bei Rydaholm ausgesucht. Hier waren wir im Schwedenurlaub mit dem Carthago bereits gewesen und hatten ihn in positiver Erinnerung. Da es auf unserem Weg lag schlugen wir dann hier auch unser Nachtlager auf. Der Platz hatte immens an Stellflächen gewonnen und war sehr gepflegt. Kein Vergleich zum beschaulichen naturnahen Platz in 2016. Aber trotzdem sehr angenehm, da nicht viele Gäste am Platz waren. Wir hatten eine ganze Wiese für uns alleine, konnten ungestört mit dem Hund spielen und abends noch draußen Grillen und ein wenig verweilen.
26.09.2020 Besuch des ersten Skigebietes und Übernachtung am Vätternsee mit Bad in den kalten Fluten
Vor dem Frühstück stand ein wenig Yoga und Frühsport auf dem Programm. Dann gab es draußen ein tolles Frühstück mit diesem schönen dünnen schwedischen „Polarbröd“, dass schön dünn und fladenbrotartig zu jeder Tageszeit super schmeckt.
Nun sollte es aber wirklich weiter in den Norden gehen. Schließlich riefen Polarkreis und Nordlichter unsere Namen.
Aber damit es nicht nur stramme Fahrerei wird, wollen wir auch immer mal wieder Wanderungen einbauen. Für heute bedeutet dies: ab nach Isaberg in ein Skigebiet (Rother Wanderung Nr. 14). Da noch kein Schnee in Sicht war, wurde das Areal immer Sommer kurzerhand als Mountainbike Paradies hergerichtet und diente lediglich im Winter als Skigebiet mit Langlaufloipen und allem Drum und Dran.
Als wir am Parkplatz ankamen platze dieser schon fast aus allen Nähten. Da wir aber sowieso mit dem Hund ein wenig die Beine bewegen wollten blieben wir im Wochenendtrubel und machten uns auf eine Wanderung von ca. 7,5 Kilometern. Da Jule irgendwie recht lustlos war, beließen wir es dabei und fuhren anschließend weiter.
Durch Zufall fand Anja einen Platz direkt am Vätternsee. Wir stellten das Fahrzeug mit der Schnauze in den Wind und gingen erst einmal am schönen Strand spazieren. Das war genau Jules Revier, so dass wir sie später auch noch mit Ihrem Lieblingsspielzeug über den Sand flitzen ließen. Immer unter Rücksicht auf andere Menschen, die wir jedoch nicht trafen. Es stand zunächst nur ein weiteres Wohnmobil ca. 80 Meter entfernt. Spät abends kamen weitere zwei Fahrzeuge, die aber noch weiter entfernt parkten.
Trotz kühlem Wind wagten wir uns todesmutig in die kalten Fluten. Es hat auch was belebendes, wenn man aus dem kalten Wasser heraus steigt und der Wind einen trocken föhnt.
Nachdem wir uns warm eingepackt hatten konnten wir noch ein wenig draußen verweilen. Mit Blick auf den See – herrlich.
Als es zu kalt und windig wurde zogen wir rasch noch die zusätzlichen Planen in das Klappdach ein und gönnten uns drinnen erst einmal Raclette auf unserem Mini-Raclette (mit Teelichtern) zum Abendessen.
27.09.2020 Wanderung im Tiveden Nationalpark
Abends war der Wind ja schon stark, aber über Nacht hatte der Sturm an Fahrt aufgenommen, so dass die Brandung vom See entsprechend laut war. Demzufolge hatten wir eine recht unruhige Nacht. Wobei man noch lobend erwähnen muss, dass die zusätzlichen Außenplanen hervorragend funktionierten. Nichts klapperte und der Wind blieb draußen.
Nach unserem Frühstück machten wir uns dann auf den Weg weiter in den Norden. Dort wartete eine weitere Wanderung im Tiveden Nationalpark (Rother Wanderung Nr. 19) auf uns. Unser Navi führte uns zunächst an der offiziellen Ausschilderung vorbei, um uns kurz danach auf einen schmalen Schotterweg zu führen. So fuhren wir dann einspurig und mit gelegentlichem Kontakt mit Sträuchern bis zum Parkplatz. Wie sich herausstellte hatten wir auf dem Navi noch kürzeste Route eingestellt, so dass wir den breiten Zufahrtsweg verpassten. Aber das machte auch eindeutig mehr Spaß.
Am Parkplatz war der Andrang dann recht groß. Neben vielen Pkw standen noch diverse Wohnmobile, Kastenwagen und Wohnwagengespanne im Areal. Da stellten wir uns direkt darauf ein, dass es evtl. recht voll auf den Wegen werden könnte.
Doch wir hatten Glück. Bereits kurz nach dem Einstieg in den Trail waren wir quasi allein. Zunächst führte uns der Weg bergan über Stock und Stein, so dass wir recht rasch etwas Kleidung ablegen mussten. Wir waren aber alle begierig auf die Bewegung, so dass wir Drei fröhlich voran gingen. Erstes Ziel der Tour war die Lilla Trollkyrka, wo wir direkt auch noch einen Geocache gefunden haben.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es dann weiter zur Stora Trollkyrka und dann ein Stück am See entlang zurück zum Parkplatz. Es waren durchweg schön schmale Wege, die jedoch gut zu begehen waren. Zurück am Parkplatz waren es dann etwas über 7 km, was uns aber aufgrund des anspruchsvollen Geländes auch erst einmal reichte. Wir müssen ja schließlich erst noch Kondition aufbauen.
Nach der Tour wollten wir noch ein wenig Strecke machen und befuhren die Hauptstraßen weiter gen Norden. Bei der Suche nach einem Schlafplatz lag der Erste Versuch zu dicht an einem Haus. Beim zweiten Versuch wurde es langsam dunkler und der Platz war total von Gassi Gängern belegt und bot keinen Internetempfang, so dass wir letztlich auf einem offiziellen Stellplatz neben einer Hauptstraße landeten. Da hier der LTE Empfang gewährleistet war und ich noch am Montag direkt ab 06:30 arbeiten musste, störte uns dies jedoch nicht. Wir hatten auch keine Lust noch lange nach optimaleren Bedingungen zu suchen.
28.09.2020 Arbeit, Wanderung im Hovfjället Skigebiet und Schlafen am einsamen See
Aufgrund der Arbeit klingelte der Wecker dann recht früh nach dieser unruhigen Nacht. Erstaunlicherweise nahm bereits ab 03:30 Uhr morgens der Verkehr auf der Hauptstraße merklich zu, so dass wir nicht wirklich erholt in den Tag starteten. Aber egal. Ausruhen können wir die nächsten Wochen noch genug.
Also standen wir um 05:00 Uhr auf, frühstückten und ich nahm zeitnah meine Arbeit auf. Nachdem diesbezüglich alles geklärt war, hatte ich dann auch offiziell frei, so dass wir in die Berge Richtung Hovfjället (Rother Wanderung Nr. 28) fuhren. Es war zunächst nur dunstig, aber das toll verfärbte Herbstlaub konnten wir noch genießen. Als es dann Richtung Skigebiet ging, wurde der Nebel sehr viel dichter, so dass wir schon Sorgen hatten auf der geplanten Wanderung die Ausschilderung zu verpassen. Aber am Gipfel angekommen war die Sichtweite einigermaßen erträglich, so dass wir uns trotz frostigem Wind und ungemütlichem nasskaltem Nebelwetter trotzdem auf den Weg machten.
Die gute Ausschilderung führte uns dann 3,5 km über tolle Pfade, über extra angelegte Holzbohlen über Moorflächen bis zu einer Schutzhütte. Hier konnten wir wieder nicht an uns halten und suchten zunächst wieder einen Geocache. Nachdem er sich länger versteckt hielt konnten wir uns dann doch noch erfolgreich ins Logbuch eintragen.
Zurück ging es dann vorbei an schönen Heideflächen mit Kiefern, wieder über Holzbohlen, die Jule mittlerweile souverän meisterte bis zurück zum Ausgangspunkt. Welch tolle Landschaft und Natur, selbst hier im Südteil von Schweden.
Das Wetter hatte aufgeklart, so dass wir bei der Weiterfahrt nochmals die tolle Farbenpracht des Herbstes genießen konnten. Bei einer kurzen Rast haben wir dann auch wieder einen super Eindruck von den sehr gepflegten Rastanlagen bekommen. Alles sehr sauber, oftmals sogar mit eigener WC Entsorgung und Frischwasser. In diesem Fall sogar mit einem tollen Blick auf einen See. Das ist in den skandinavischen Ländern einfach so viel besser, als bei uns in Deutschland, wo man beim Anblick mancher Raststätten und Parkplatz WC schon förmlich alle möglichen übertragbaren Krankheiten auf sich zukommen sieht.
Abends suchten wir dann einen Stellplatz an einem See heraus. Es war eine große Parkplatzfläche weit abseits der Hauptverkehrsstraßen. Herrlich ruhig. Lediglich zwei Angler waren am Fischen. Gegen Abend waren wir dann jedoch allein an diesem ruhigen Platz.