16.10.2020 Kultur in der Gammelstads Kyrkstad bei Lulea
Heute ging es auf Umwegen in Richtung Lulea. Nebenbei suchten wir nach einem neuen CO2 Warner, da ich ja das vorherige Gerät über Nacht im Regen vergessen und technisch k.o. gesetzt hatte. Aber auch die angefahrenen Baumarktläden in Kalix brachten keinen Erfolg.

Wir fuhren dann noch einmal über schöne Nebenstrecken direkt an die Ostsee, in der Hoffnung etwas „Schärenflair“ abzubekommen. Aber als wir an dem kleinen Hafen ankamen war leider nicht viel zu sehen. So machten wir nur unsere Mittagsrast und fuhren dann über Nebenstraßen Richtung Lulea. Auf dem Weg zur Gammelstads Kyrkstad sahen wir noch einen Media Markt und probierten dort einen Warnmelder zu erwerben. Doch auch hier nur Feuermelder. Also ab zur alten Kirchenstadt und ein wenig historische Kulturluft schnuppern. Aufgrund einer Baustelle parkten wir am Rande und begaben uns dann zu Fuß zur Touristinformation. Hier konnten wir dann einen „Audioguide“ ausleihen. Jeder bekam eine kleine Übersichtskarte mit 8 markierten Punkten zu denen es eine Sprachausgabe gab. Dies geschah mittels einer Art Telefonhörer, wo man die entsprechenden Zahlen anwählen und in der eigenen Sprache abspielen konnte, wenn der Tourpunkt erreicht war. So erfuhren wir allerlei Hintergründe zur Entstehung der Kirchstädte, zur dortigen Kirche und dem geschichtlichen Verlauf der Gammelstads Kyrkstad. Das war wirklich interessant und lebendiger, als nur auf einer Schautafel etwas abzulesen und mit umgerechnet 5,00 € pro Person eine Ausgabe Wert.

Leider blies der Wind recht kalt durch die Gegend, so dass wir dann recht durchgefroren nur noch den nächst besten Platz zum Schlafen aufsuchen wollten. Wir entschieden uns den Campingplatz „First Camp Lulea“ aufzusuchen. Klingt zunächst teuer, war dann aber doch recht günstig. In der Rezeption wurden wir sehr freundlich empfangen und erhielten noch direkt drei mögliche Anlaufstellen in Lulea, wo wir einen CO2 Warner erhalten könnten.
Wir durften schön abseits auf einem eigentlich als Zeltplatz ausgewiesenen Platz unser Lager aufschlagen. Ein Vorteil, wenn man keinen Außenstrom benötigt. So hatten wir einen tollen Blick auf die See und konnten auch ungestört einen Grillabend mit anschließendem Glögg am Lagerfeuer in der Feuerschale genießen. Anja probierte abends noch einige Nachtaufnahmen und Kameraeinstellungen aus, damit wir demnächst hoffentlich noch bessere Bilder machen können. Es ist schon irgendwie eine Kunst und sicherlich jede Menge Erfahrung, die Kamera den Bedingungen gerecht einzustellen. Ich selbst bin da eher der hektische Typ und brauche etwas, was im „Automatikmodus“ funktioniert, so dass ich Anja die Sache mit ISO, Belichtungszeit etc. gerne überlasse.
17.10.2020 eine schöne Wanderung und Rückzug ins Landesinnere
Aufgrund unseres abgelegenen Platzes war es morgens ein etwas weiterer Weg zum Waschhaus. Denn auch dieser Campingplatz war im Winterbetrieb und nur noch eines der Waschhäuser war offen. An sich ist das kein Problem, weil wir ja gut zu Fuß sind und uns gerne bewegen. Nur ärgerlich, wenn man, wie ich, die Hälfte der Utensilien in dem Waschhaus vergisst. Zunächst war es nur das Shampoo, welches Anja und ich uns aus Gewichts- und Platzgründen teilen. Das fiel mir mir auf halbem Weg zurück zum Auto auf, so dass ich umdrehen und es rasch holen konnte.
Als ich dann die Duschutensilien an Anja übergab fehlten aber noch die Duschlatschen. Aus oben besagten Gründen teilen wir auch hier ein Paar miteinander. Zeitgleich gehen wir eh nicht gemeinsam duschen, da einer immer beim Hund bleibt und in der Büchse alles wieder ein wenig aufräumen kann. So musste ich dann noch einmal mit zum Waschhaus gehen und die Latschen aus dem Männerareal holen. Naja, so bekommt der Schrittzähler wenigstens auch etwas zu tun.
Nachdem wir dann beide frisch geduscht wieder abfahrbereit waren, ging es zunächst ins Gewerbegebiet von Lulea. Hier besuchten wir den Laden Clas Ohlson, in dem es wahrscheinlich den CO 2 Warner geben sollte. Und Bingo – endlich wurden wir fündig. Anja war ganz nebenbei von dem Laden, der wie eine Mischung aus IKEA, Media Markt und Metro wirkte, sehr angetan und hätte gerne mehr Zeit mit Shoppen verbracht. Aber da wir den Hund alleine im Auto gelassen hatten, wollten wir rasch wieder zurück. Aber das entzückte „ach wie niedlich“ und „oh schau mal hier“ klangen wie Kriegsschreie in meinen Ohren. Wahrscheinlich hätte ich Anja den halben Tag dort abliefern und abends wieder abholen können. Dann hätte ich aber sicherlich noch einen Warentransporter benötigt. So gingen wir dann nur mit dem neu erworbenen CO 2Warner von dannen.
Wir fuhren noch einmal in Richtung der Gammelstad, da von dort eine kleine Wanderung in ein Naturreservat erfolgen konnte. Ganz nebenbei war der Weg auch noch mit Geocaches gespickt, so dass wir auf zweifache Erholung hofften. Wir suchten einen geeigneten Parkplatz auf und machten uns dann auf den Fußmarsch. Zunächst ein etwas breiterer nur stellenweise matschiger Weg, der dann jedoch irgendwann nahezu unpassierbar wurde. Bis zu den Knöcheln im kalten Matsch und dazu nasse Füße? Nö, das muss im Urlaub ja auch nicht sein. So kehrten wir nach ca. 2 Kilometern wieder um und begaben uns zurück zum Auto. Aber eine Stunde frische Luft war auch ganz nett.
Caches haben wir dann auch nur zwei mitgenommen. Zwei weitere lagen laut GPS derart in sumpfigem Gelände, dass wir diese gar nicht erst probierten zu finden.

Unsere Weiterfahrt führte uns dann ins Bälingsberget Naturreservat, wo wir noch eine etwas längere Wanderung unternehmen wollten. Am Parkplatz angekommen reihten wir uns neben die vielen geparkten Pkw ein. Schien ein beliebter Ort für Wochenendausflüge zu sein. Trotz der vielen Fahrzeuge begegneten wir dann jedoch nur vereinzelt anderen Menschen. Es war ein großes Gelände, wo man sich auch gut aus dem Weg gehen konnte.
Für uns ging es zunächst mäßig Steil auf einer Art Waldweg bergauf. Dann wurde daraus allmählich ein Geröllfeld. Aber zum Glück konnten man das Ende des Feldes, welches man kurz durchschreiten musste sehen. So waren die düsteren Gedanken an das schier endlose Geröllgekraxel vom großen Wasserfall rasch beiseite geschoben. So kamen wir dann, nachdem wir große Granitformationen überschritten hatten, an einem ersten Grillplatz an. Schon toll, wo man in Schweden überall Schutzhütten, Grillplätze und sogar Toilettenhäuschen finden kann.
Für uns ging es dann weiter im Bogen bis auf ein riesiges Plateau, von wo wir eine tolle Aussicht hatten. Hier gab es auch wieder eine „Grotte“, die sich erneut nur als Felsüberhang herausstellte. Aber auch hier gab es direkt dazu eine Feuerstelle, die auch rege genutzt wurde. Für uns stand der Rückweg an. Wir folgten weiter der entsprechenden Markierung der Bäume und gerieten nur einmal an einer Kreuzung etwas ins Schleudern und bogen falsch ab. Nachdem es wieder bergauf ging, wo es eigentlich bergab gehen sollte, merkten wir unseren Irrtum und konnten rasch korrigieren. So fanden wir dann wohlbehalten zurück zum Parkplatz.
Nun hieß es Schlafplatz suchen. Die Wettervorhersage für das Küstengebiet sagte starken Sturm mit Schneefällen voraus. Und Sturmböen bis 80 km/h stellten wir uns bei dem Aufstelldach nicht ganz so romantisch vor. Also wollten wir etwas ins Landesinnere fahren. Über schöne kleine Schotterstraßen ging es voran, bis wir an den Stromschnellen „Fällforsen“ einen Schlafplatz für uns fanden, wo wir auch schön ausgerichtet „im Wind“ stehen konnten.

Die Stromschnellen waren zugegebenermaßen recht laut, doch unsere Heizung ist ja auch nicht tonlos. Und da es schon etwas später am Tag war, wollten wir auch nicht noch lange weitersuchen. Zudem lag der Platz neben einer Schotterstraße, die praktisch nicht befahren war. Aber es war immerhin eine offizielle Straße. Und je nach tatsächlicher Schneemenge könnten wir hier auch notfalls mit Fremdhilfe geborgen werden – so Anjas Überlegung. Ich machte mir irgendwie nicht ganz so viele Sorgen, denn die guten Winterreifen, den Allradantrieb, die Untersetzung, die Hecksperre, notfalls die Trackpads und die Schneeketten und eine Schaufel hatten wir ja schließlich auch für eine Eigenbergung zur Verfügung. Und wenn gar nichts mehr geht – Jule vors Auto spannen und Hundeschlitten spielen 🙂
Aber Sicherheit geht einfach vor und das Wohlbefinden aller Reisenden sollte ausschlaggebend sein. So hatten wir es von Anfang an vereinbart und fahren sehr gut damit. Nützt ja nichts, wenn man vor Sorge nicht schlafen kann oder sich unnötig aufregt.
Der Wind war dann nachts nicht ganz so schlimm. Da war es eher das Getöse der Stromschnellen, die uns aufschrecken ließen.
18.10.2020 Schnee, Storforsen und wir bekommen das Dach nicht auf

Beim Aufwachen war es dann irgendwie erstaunlich hell. Der Schnee war tatsächlich gekommen und hatte uns dicht eingehüllt. Das pure nicht von Schneematsch verfärbte Pulver reflektierte das erste helle Licht des Tages und sorgte für ein sanftes Erwachen.
Als wir draußen standen waren es über 10 cm. Schnee, die auf dem Auto und um uns herum lagen. Und es schneite munter weiter. Anja musste sich zunächst noch der Arbeit widmen, so dass wir erst am frühen Nachmittag abbauen konnten. Der kalte Wind ließ rasch die Finger steif werden, so dass das Abmontieren und Zusammenlegen der Außenplanen etwas schwieriger und mit mehr Gefluche als sonst von statten ging. Selbst der Gummizug, der die Planen spannte war an den Kunststoffhalterungen angefroren und musste mühsam vorsichtig „freigeprokelt“ werden.

Rasch noch den Schnee vom Auto gefegt. Kaum mit der einen Seite fertig, war die andere wieder bedeckt. Na egal. Die Frontscheibenheizung und die Scheibenwischer erledigen den Rest. Also die Frontscheibenheizung hat sich wirklich bezahlt gemacht und auch die Sitzheizung trägt sehr zum Wohlbefinden bei. Das möchten wir nicht mehr missen.
Komischerweise hatten wir noch nicht genug von aufgewirbeltem Wasser und fuhren zum Storforsen, wo es noch einmal tolle Stromschnellen zu besichtigen gab. Diese waren übrigens am selben Fluss, wie der Trollforsen gelegen.
Als wir nach lustiger Schneefahrt, die Anja nicht so witzig fand, am Parkplatz ankamen schneite es noch immer. So packten wir uns dick ein und gingen dann auf kurze Erkundungstour. Für eine ganze Wanderung war es zu kalt und aufgrund einiger Bohlenwege einfach zu rutschig. So schlugen wir uns nur bis zu den Aussichtspunkten durch, wobei Jule richtig viel Lebensfreude versprühte und im Schnee immer wieder an langer Leine vor und zurück flitzte. Dass sie dabei auch oftmals den „Grip“ verlor und die Pfötchen auf dem glatten Untergrund durchdrehten scherte sie wenig. Total putzig anzusehen.

Der Storforsen hat uns dann nicht so beeindruckt. Er war irgendwie künstlich eingefasst und zwar ohrenbetäubend laut, breit und mit endlosen Wasssermassen gesegnet, aber dieser Urgewalt fehlte irgendwie die „Romantik“ bzw. das Flair anderer bereits besichtigter Stellen.
Dafür waren der Aussichtspunkt und die Wege gut angelegt und touristisch erschlossen und aufbereitet. Da aber ja alles geschlossen hatte waren wir fast allein vor Ort. Im Sommer sicherlich ein Touristenmagnet mit entsprechendem Gedränge.
Nun begannen wieder die Überlegungen – wohin? Weiterer Schneefall war angekündigt. Die Chance auf Polarlichter sollte ab Dienstag auch extrem steigen. So standen wir vor der Entscheidung etwas weiter Richtung Norden zu fahren oder uns langsam in den Süden zu begeben. Da wir uns die Chance auf Polarlichter weiter erhalten wollten, ging es für uns wieder in Richtung Jokkmokk. Diesmal aber wirklich auf den anderen Campingplatz. Aufgrund der Schneemengen war Anja ein Platz tief im verschneiten Wald zu unsicher. Gesagt – getan. Mit zugeschaltetem Allrad ging es auf den verschneiten Nebenstrecken und später der geschobenen Eisfläche der E 10 voran. Mit meiner verhaltenen und defensiven Fahrweise war ich die Ausnahme. Die schneegeprüften Schweden düsten trotz wirklich glatter Straßen offenbar mit der höchst zulässigen Geschwindigkeit weiter. Das war mir trotz Allrad dann doch zu heikel. Diese Schneemengen und auch die ungestreuten nur geschobenen Straßen mit den Eisflächen darunter war ich natürlich auch nicht gewohnt. Schon gar nicht mit dem Pick-Up, der das erste mal Schnee sah und der Beladung hinten drauf. So kamen wir zwar langsamer aber sicher voran und erreichten Jokkmokk. Wieder einmal.

Aufgrund des Wochenendes war die Rezeption nicht besetzt, aber man konnte auf einem abgeteilten Platz parken und ein Sanitärgebäude nutzen. Das reichte uns aus. Wir reihten uns neben anderen Wohnmobilen und Kastenwagen auf dem Platz ein. Dann wieder die Außenplanen einziehen und hoch das Dach. Doch „hoch“ wollte es nicht. Was war denn da los? Wir hatten alle Arretierungen gelöst und trotzdem bewegte sich das Dach keinen Millimeter in die Höhe. Diagnose: festgefroren! So ein Mist. Aufgrund des Schneetreibens beim Zuklappen musste sich soviel Feuchtigkeit darunter befunden haben, dass es festgefroren war. Wir schalteten die Heizung auf kleiner Stufe an und nach 15 Minuten ließ sich dann auch endlich das Dach öffnen. Puh – Glück gehabt. Die Kontrolle der Dichtungen ergab auch keine Beschädigungen und am nächsten Morgen legten wir alles zusätzlich noch einmal trocken. Seither lassen wir bei diesen Minusgraden die Heizung auf kleinster Stufe an, so dass zumindest eine „Grundwärme“ in der Büchse herrscht und das hoffentlich nicht wieder passiert.
Auf diesen Schreck gönnten wir uns abends wieder den beliebten Glögg. In Jokkmokk kennen wir ja einen Laden, wo wir den nachkaufen können.