29.09.2020 ein Elch und ein Wasserfall im Nebel, sowie die erste Rentiersichtung
Beim Aufwachen erwartete uns ein ruhig im Nebel daliegender See. Es waren 10 Grad. Nicht die beste Temperatur, um im Freien zu frühstücken, so dass wir dies im Inneren erledigten. Danach ging es auf der Fahrt neblig weiter. Entlang der 311 fuhren wir dann in Richtung von Schwedens höchstem Wasserfall im Nationalpark Fulufjäll (Rother Wanderung Nr. 50). Auf der nebligen Anfahrt zum Parkplatz bemerkte ich dann ein dunkles Objekt auf der Straße und dachte innerlich nur, „welcher Depp fährt denn bei dem Nebel ohne Licht?“, bis sich das Objekt nach Rechts ins Dickicht verzog und sich als Elch herausstellte. Da ich noch mit dem Fahren beschäftigt war konnte ich es nicht so richtig sehen, aber Anja erzählte, dass es großes Tier mit stattlichem Geweih war. Unser erster Elch. Imposant. Hoffentlich sehen wir noch mehr in diesem Urlaub. PS: Leider nein, es war unser einziger Elch in diesem Urlaub.
Am Parkplatz wollten wir dann die laut Beschilderung fällige Parkgebühr entrichten. Da jedoch ab dem 30.09.2020 das Naturum geschlossen und die Saison vorbei war, mussten wir nichts bezahlen. Damit wir wenigstens etwas Umsatz generierten, kauften wir rasch noch ein Eis aus den Restbeständen der Truhe.
Dann ging es auf sehr breiten und ausgebauten Wegen zunächst zum Wasserfall (Njupeskärsfall). Leider hatte sich der Nebel noch nicht verzogen, so dass wir die Treppen hinab ins Flussbett und die Stege bis zum Wasserfall auf feuchtem Untergrund zurücklegten. An der Aussichtsplattform vor dem Wasserfall kam zu der nebeligen Feuchtigkeit noch die Gischt des Wassers hinzu, so dass wir keine wirklich guten Bilder von den tosenden Wassermassen machen konnten. Schade. Aber da wir auch noch weiter die Runde über den oberen teil des Wasserfalls machen wollten gingen wir weiter.
Zunächst ging es recht steil bergauf. Der Weg war bisweilen mit Treppenabsätzen versehen, bis wir an den Rand eines Geröllfeldes kamen. Aber Geröllfeld klingt zu harmlos. Die kleinen Brocken waren so 30×30 cm. Es gab jedoch auch viele Findlinge mit 80×80 cm und selbstverständlich auch alles dazwischen. Laut unserem Kartenmaterial und dem Wanderführer war dies nicht in dieser Form beschrieben, so dass wir dachten, dass es nach dem Anstieg über diese Steinwüste besser werden würde. Also nur kurz zum Gipfel des Hügels und dann ging es ja eh links weiter.
So machten wir uns auf die abenteuerliche Tour den Berg hinauf. Jule hüpfte behende und frei von jeglicher Sorge um Ihre Pfötchen von Fels zu Fels oder quetschte sich dazwischen und drum herum. Da konnte ich kaum mithalten und musste den Hund oftmals bremsen, damit wir dann auch noch auf Anja warten konnten, die aufgrund der kürzeren Beine manchmal etwas mehr Probleme hatte die Absätze zu überwinden.
Oben angekommen pfiff uns ein kühler Wind entgegen und der Nebel verhüllte zum Glück große Teile der Fernsicht. So sah es für uns dann nur nach einem kleinen weiteren Stück über Geröllfelder aus. Welch ein Trugschluss. Ein „Zurück“ kam nach dem anstrengenden Aufstieg aber irgendwie auch nicht in Frage, so dass wir uns weiter die Markierungen suchend voran kämpften.
So gelangten wir dann zu der Stelle, wo man den Wasserfall von oben betrachten konnte. Leider war auch hier viel Nebel im Spiel, so dass die Naturgewalten nicht recht zur Geltung kamen.
Anja hatte aber eh die Nase schon voll, so dass wir uns auf den weiteren Weg zurück machten. Es sollten ja nur noch 3 der insgesamt 7,5 km sein. Und das konnte ja unmöglich alles aus den fiesen Felsen bestehen. Aber durch das ständige Ausbalancieren, die Suche nach dem nächsten sicheren Stand auf dem feuchten rutschigen Untergrund kam man auch nur recht langsam und mühselig voran. Die Geröllfelder wichen dann irgendwann einem Matsch und Steinweg, der das Abrutschen nicht weniger häufig vorkommen ließ, bis wir endlich auf einem befestigten Abstieg waren. Das war mal eine Herausforderung. Hätten wir gewusst, wie beschwerlich das letztlich doch werden würde, hätten wir die Runde so nicht gemacht. Aber hinterher ist man immer schlauer. Und jetzt wissen wir, was der Hund so alles zu leisten vermag. Bis zum Ende war sie quietschfidel und super drauf. Mit erhobenem Schwänzchen nahm sie jede noch so schwierige Passage.
Auf diese Quälerei machten wir am Auto noch eine kurze Verschnaufpause, bevor unsere Fahrt gen Norden weiterging.
Wir befuhren wieder die 311, die wirklich tolle Ausblicke auf die Landschaft ermöglichte. Der Nebel hatte sich auch ein wenig gelichtet, so dass man auch den Einen oder Anderen Weitblick in die Ferne werfen konnte. So sah ich dann auch rechtzeitig die Bewegung am linken Straßenrand, wo kurz darauf zwei Rentiere die Straße querten. Alsbald gesellte sich dann noch ein drittes offenbar männliches Tier zu dem Weibchen und dem Jungtier. Eines hatte sich schon Bastfetzen vom Horn gerieben, die als blutige Fetzen noch teilweise anhafteten. Die Tiere zeigten keine sonderliche Scheu aber wir waren zu perplex die Szene fotografisch gekonnt festzuhalten. Nachdem die kleine Familie von dannen gezogen war konnten wir im weiteren Verlauf der Straße noch einmal neben der Straße auf einer Freifläche ein Rentier entdecken. So hatten wir uns das vorgestellt. Elch und Rentiere am selben Tag. Beeindruckend.
Die schöne „Panoramastraße“ bog dann in eine schmalere sehr hügelige Straße ab. Dort sahen wir dann einen „Langläufer“, der quasi auf langen Inline Skates die Langlaufskier simulierte und sich vorwärts stocherte. Wir fuhren langsam und mit größt möglichem Abstand vorbei. Kurz darauf eine Gruppe von drei solchen Leuten. Nicht ganz ungefährlich, wenn man die Fahrer hinter der Kuppe nicht sieht. Also vorsichtig weiter. Und so begegneten uns noch einige der Sportler auf diese Strecke.
Bei Tannäs gönnten wir uns dann auf dem Campingplatz am Skigebiet eine Übernachtung mit heißer Dusche. Nach dem anstrengenden Tag wollten wir uns das einfach mal gönnen.
Die Dusche war eine Wohltat und hatte uns so aufgewärmt, dass wir direkt noch bei 10 Grad zum Grillen draußen saßen, bevor wir ermattet von der Wanderung und erschlagen von den vielen Eindrücken in den Schlaf fielen.
30.09.2020 Flatruet und Herbststimmung
Nach der recht ruhigen Nacht wurden wir nach dem Aufstehen von schönstem Sonnenschein begrüßt. Eigentlich stand für Anja Homeoffice auf dem Plan, aber angesichts des Wetters entschieden wir uns für die Weiterfahrt. Wir wollten die Flatruet, den höchsten Pass Schwedens befahren. Und das macht bei gutem Wetter und ohne Nebel einfach viel mehr Spaß.
Also stockten wir rasch den Wasservorrat auf und machten uns dann auf den Weg. Die Flatruet war bald erreicht und der Schlagbaum offen. Es war eine wirklich breite und gut befahrbare Schotterpiste, aber die mangelnde Offroad Herausforderung wurde von den tollen unendlich weiten Ausblicken bei der kargen Landschaft vollkommen entschädigt.
Am höchsten Punkt der Route machten wir dann inmitten von Camping Wohnwagengespannen, Wohnmobilen und Pkw unsere Rast. Wir klappten das Dach hoch, um uns einen heißen Tee zu kochen, denn der Wind war hier oben sehr kräftig und eiskalt. Das lud uns nicht zu einer ausgedehnten Wanderung ein. Aber um den dort versteckten Geocache zu suchen hatten wir gerade noch genug Elan.
Die Abfahrt war noch einmal so herrlich und auch die folgende Landstraße konnte mit tollen Herbstfarben Punkten. Im nächst größeren Ort mussten wir wieder einmal tanken und nutzten dann auch die Gelegenheit ein Paar Lebensmittel zu ergänzen. Im ansässigen „Systembolaget“ dem einzigen Ort Alkohol über 3,5 % zu erhalten, gingen wir auch kurz hinein. Mit einer Flasche Rotwein und sechs Dosen Bier bewaffnet und um ein paar Kronen ärmer ging es dann noch auf eine weitere Fahretappe.
Es verschlug uns abends bis nach Hammerdal, wo wir beim Camping Route 45 einen Platz suchten. Wir wollten eigentlich Wäsche waschen, doch der Platz war schon „winterfest“ gemacht worden und lediglich eine Dusche und ein Klo standen zur Verfügung. Da wir aber nicht mehr fahren wollten, blieben wir trotzdem und konnten bei langsam untergehender Sonne noch ein wenig draußen sitzen. Perfekt und eines der neu erworbenen einheimischen Biere zu verkosten. Den Hund haben wir natürlich auch noch mit ihrem Lieblingsspielzeug belohnt, wobei sie sich auch noch einmal austoben konnte. Und Anja konnte Ihrer Leidenschaft der „Informationssammlung“ nachgehen und hat den Lappland Reiseführer durchgearbeitet.
01.10.2020 weiter Richtung Norden
Da die kleine Querstraße am Campingplatz leider stärker befahren war, als gedacht, war die Nacht nicht ganz so ruhig wie gewünscht. Somit waren wir schon um 06:30 Uhr auf den Beinen. Anja machte zunächst Yoga, bevor es für sie an die Arbeit im Homeoffice ging.
Ich schrieb während dessen einige Zeilen für den Blog und beschäftigte mich mit Jule, der offenbar die Krauleinheiten daheim auf der Couch fehlten.
Gegen 13:00 Uhr konnte Anja die Arbeit beenden und wir fuhren weiter gen Norden. Wir fuhren immer wieder an wunderschönen Seen und toll gefärbtem Herbstlaub entlang. Dazu die typischen roten Holzhäuser der Schweden. Wirklich sehenswert. Wir fuhren noch ein Stück, bis wir im Wald ein ruhiges Plätzchen für uns fanden.