05.05. Naturreservat Stendörren
Heute wollten wir zunächst das Naturreservat Stendörren besuchen und als Stellplatz wollten wir bis Borensberg am Götakanal fahren.
Zunächst ging es also über diverse Schleichwege bis zum Ausgangspunkt. Die letzten Kilometer gab es wieder nur schmale geschotterte Pisten, so dass wir recht gemächlich vorankamen und froh waren, dass keine Fahrzeuge vor- und hinter uns waren. Bisweilen gab es kleine Ausbuchtungen, damit man Gegenverkehr passieren lassen konnte, doch gleich daneben waren ein Absatz und ein Abhang. Man sollte also vermeiden zu nahe am ansonsten unbefestigten Rand zu fahren. Am Ende der abenteuerlichen Wegstrecke konnte man dann sowohl auf einem befestigten Parkplatz, als auch auf Wiesengrund stehen. Selbstverständlich nutzten wir den befestigten Teil, der auch schon von einigen PKW frequentiert war. Es war also trotz der frühen Uhrzeit nicht ganz so einsam, obwohl wir bis dato keine Menschenseele gesehen hatten.
Die Temperaturen waren bereits angestiegen und wir versorgten uns entsprechend mit Sonnencreme und leichter Bekleidung. Nachdem wir den Einstieg zu einem Lehrpfad im Naturreservat Stendörren gefunden hatten, begann die tolle Rundtour, die uns die schönsten Naturerlebnisse in Schweden beschert hat. Der Weg war schön schmal, wie wir drei es lieben, und verlief zunächst durch Nadelgehölz und hohe Sträucher. An den einzelnen Stationen des Lehrpfades machten wir jeweils kurz Halt, um die entsprechenden Informationen zu verarbeiten.
Dann sahen wir etwa 50 Meter vor uns etwas, dass wie ein kleiner Felsen aussah. Das graue Gebilde war ca 50 cm hoch, 60 cm breit und 30 cm tief. Als Jule das Objekt noch aus der Ferne sah, zog sie direkt den Schwanz ein und suchte hinter uns Schutz. Also ging der mutige Fahrer zunächst alleine vorneweg. Das Ding stellte sich als Plastikattrappe einer überdimensionalen Zecke heraus. Frau und Hund wurden herangerufen und Entwarnung gegeben. Jule traute dem Frieden jedoch nicht und schlich nur vorsichtig an dem Objekt vorbei, obwohl wir uns direkt dazu stellten und das Zeckenimitat auch entsprechend berührten. Die Angst war dem Hund nicht zu nehmen.
Letztlich hatten wir das hässliche Ungetüm hinter uns gelassen und die Wanderung konnte entspannt weitergehen. In Anbetracht der Zeckenattrappe, und der aufgrund des schönen Wetters umherfliegenden Insekten, begann es uns überall zu jucken. Die Einbildung ist schon erstaunlich. Also legten wir rasch ein wenig einheimisches Insektenschutzmittel auf und gingen dann ohne Juckreiz weiter.
Der Pfad führte als Nächstes zu einem am Boden liegenden Baumstamm, wo eine Plastikabdeckung eingearbeitet war. Da weitere Hinweisschilder fehlten, begannen wir das Objekt näher zu untersuchen. Komischerweise ist man ja immer ein wenig neugierig, wenn etwas herumliegt, wo es nicht hingehört.
Nachdem wir die graue Platte berührten ging auf einmal eine Geräuschkulisse los. Es waren Waldgeräusche, die von verborgen angebrachten Lautsprechern zu uns hinunterschallten. Die Töne wurden allmählich zu Geräuschen von Kettensägen und brechendem Holz und gingen in Gehämmer über. Uns wurde hier auf akustische Art die Geschichte eines Baumes in seinem Lebenszyklus und der Weiterverarbeitung dargeboten. So etwas hatten wir noch nicht erlebt. Es war kurios mitten im Nirgendwo diese Erfahrung zu machen. Das Ganze dann auch passend zu der entsprechenden Landschaft.
Nach dem bewaldeten Stück lichtete sich die Vegetation und wir konnten atemberaubende Ausblicke auf das Wasser und andere Schäreninseln genießen. Einige Segler waren bereits unterwegs und befuhren nahezu lautlos die Wasserstraßen. Es war ein totales Idyll. Nur schwer konnten wir uns von dieser sagenhaften Kulisse trennen. Aber der weitere Weg sollte noch einige tolle Ausblicke und Eindrücke mehr für uns bereit halten.
Wir setzten den schmalen aber gut zu laufenden Weg fort, bis wir zu einem Zaun und mehreren Kuh-Atrappen kamen. Als wir offenbar einen Bewegungssensor auslösten, begannen die Plastiktiere zu muhen. Jule war diesmal nur kurz erschrocken und ließ die ihr grundsätzlich bekannten Tiere einfach links liegen.
Dann kamen wir zu einem kleinem Aussichtspunkt und einer Enge zwischen den Schären. Dort passierten die Boote den Wasserweg, der durch die Schärenlandschaft lief. Die Meerenge machte fast den Eindruck, dass man hinüber springen könnte.
Bei schönstem Wetter setzten wir uns auf die vor Ort befindliche Picknickbank und genossen bei einem grandiosen Ausblick unsere mitgeführte Mittagsverpflegung.
Nach der entspannenden Rast ging es weiter Richtung des Naturums, einem Naturmuseum mit kleinem Café im Naturreservat Stendörren. Zunächst mussten wir ein Feld voller Gänse durchqueren und dabei acht geben, dass sich der Hund nicht voller Freude in deren zahlreich vorhandenen Hinterlassenschaften wälzte. Dann führte ein kleiner Steg über ein sumpfiges Teilstück, bis wir wieder auf einen Waldweg gelangten.
Wir machten noch einen Abstecher, um abermals die Granitfelsen zu bewundern. Man konnte die einzelnen Felsen mit Hilfe von diversen Stegen oder Brücken erreichen. Durch die Natur waren viele Badebuchten entstanden und es wurden Brücken angelegt, damit man auch auf die vorgelagerte Insel Stora Krokholmen gelangen konnte. Hier tummelten sich diverse Menschen, die in der Sonne und dem Wasser badeten. Wir hatten also das Ausflugsziel der Einheimischen gefunden.
Als die Brücken allzu abenteurlich für den Hund wurden, kehrten wir um und machten uns langsam auf den Rückweg zur Carthi.
Die zuvor noch freie Wiesenparkfläche war mittlerweile gut gefüllt und wir waren froh frühzeitig die Wanderung unternommen zu haben und den Menschenmassen ausgewichen zu sein.
Wir packten zusammen und traten den Rückweg über die schmale Schotterpiste an. Leider wollten in Anbetracht des schönen Wetters noch weitere Menschen auf die Parkplätze des Naturreservats Stendörren, so dass wir diesmal häufigen Gegenverkehr hatten und man unter Sichtzeichen bis zu den entsprechenden Ausbuchtungen rangieren musste. Mit 7, 45 Metern Länge und 2,50 Metern Breite waren wir wohl das größte Hindernis, so dass die meisten PKW Fahrer ein Einsehen hatten und freiwillig zurücksetzten, damit wir nicht mit dem Ungetüm unnötig rangieren mussten. Trotzdem waren wir froh letztlich wieder geteerte Wege unter den Reifen zu haben.
Die Fahrt ging dann noch bis Borensberg am Götakanal. Da wir dort diesmal relativ spät am Tage ankamen, war der Platz schon überfüllt und wir konnten nur noch am letzten Ende ein kleines Fleckchen ohne Stromanschluss ergattern. Dafür hatten wir aber direkten Blick auf den Götakanal. Wir machten noch einen Abendspaziergang entlang des Kanals und genossen dann den Sonnenuntergang am Grill vor dem Wohnmobil.
06.05. Vadstena
Der heutige Tag sollte uns nach Vadstena am Vätternsee führen. Nach den grandiosen Naturerlebnissen vom Vortag wollten wir uns mit ein wenig Kultur und Stadtflair begnügen. Zudem mussten wir langsam die Etappen für die Rückfahrt einhalten, um rechtzeitig wieder zurück in Deutschland zu sein.
Also fuhren wir recht früh los, damit wir nicht zu spät am neuen Stellplatz ankamen und noch ein Plätzchen ergattern konnten. Es waren jetzt schon insgesamt merklich mehr Wohnmobile unterwegs, als zu Beginn des Urlaubes.
Am Stellplatz angekommen, hatten wir dann tatsächlich Probleme ein passendes Fleckchen zu ergattern. Nach langem Rangieren schafften wir es dann noch zwischen zwei anderen Wohnmobilen und eingerahmt von aufgebockten Segeljachten das Lager aufzuschlagen. Wir machten zunächst einen kleinen Spaziergang zum Wasserschloss, welches gleich in Sichtweite zum Stellplatz war.
Danach besichtigten wir noch die Klosterruine und das angrenzende erhaltene Kloster, sowie die Stadt.
Nach so viel Kultur machten wir es uns am Stellplatz vor dem Wohnmobil gemütlich und genossen einen der herrlichsten Sonnenuntergänge des gesamten Urlaubs mit Blick auf den Vätternsee. Das Ganze mit feinem Essen vom Grill und einem guten Glas Wein in der Hand. Ein perfekter Tagesabschluss!